Seit der Entwicklung einer Post-Methoden-Pädagogik in den 90ern wurde immer mehr Aufmerksamkeit auf die Figur der Lehrenden in der Fremdsprachenforschung gelegt. Um die Rolle(n) von Lehrpersonen und die Anforderungen für einen effektiven Fremdsprachenunterricht zu untersuchen, wurde häufig das Konzept von language teacher identity eingesetzt. <br /><br />
Insbesondere scheint die Differenzierung zwischen muttersprachlichen und nicht-mutter-sprachlichen Lehrkräften und die damit verbundenen didaktischen, kulturellen, sozialen und politischen Faktoren besonders prägend zur Bildung der professionellen Identität als Fremdsprachenlehrende. Vor allem in der englischsprachigen Fremdsprachendidaktik sind seit den 90ern zahlreiche empirische Studien erschienen, die sich mit diesem Forschungsthema befassen. Im Gegenteil dazu wurde die genannte Dichotomie im DaF/DaZ-Bereich bisher kaum thematisiert oder nur ansatzweise, obwohl die Anzahl an DaF/DaZ-Lehrkräften mit Deutsch L2 oder LX im Ausland die Mehrheit darstellt und sogar 25% der Lehrkräfte in den BAMF-Integrationskursen in Deutschland keine deutsche Staatsbürgerschaft aufweisen. Im Rahmen dieser empirischen Studie werden folgenden Fragen nachgegangen: Wie beeinflusst die eigene Erfahrung als Deutschlernende im Herkunftsland und als DaF/Germanistik-Student\*in in Deutschland die language teacher identity nicht-muttersprachlicher DaF/DaZ-Lehrkräfte? Wie hat sich die language teacher identity erfahrener nicht-muttersprachlicher DaF/DaZ-Lehrkräfte nach einer langjährigen Praxiserfahrung in Deutschland entwickelt?
Zur Untersuchung der genannten Forschungsfragen wurden drei nicht-muttersprachliche DaF/DaZ-Lehrkräfte mit einer langjährigen Berufserfahrung in Deutschland anhand von teil-narrativen Interviews befragt. Die gewonnenen Daten wurden durch den offenen und explorativen Forschungsstil der Grounded-Theory-Methodologie ausgewertet, um eine erste empirische Annäherung an das Forschungsthema zu gewährleisten. Anhand der gewonnenen empirischen Erkenntnisse lässt sich sagen, dass die Übergangsphasen von Deutschlernenden im jeweiligen Herkunftsland zu DaF/Germanistik-Student\*innen in Deutschland bis zu DaF/DaZ-Lehrenden besonders prägend zur Bildung der professionellen Identität scheinen. Insbesondere lassen sich die Reflexion auf die eigenen Rollen als Lernende und Lehrende der deutschen Sprache und den Einfluss auf das eigene Lehrverhalten betonen.