TY - THES AB - Die vorliegende Arbeit untersucht mögliche Elemente einer freundschaftsähnlichen Beziehung bei Dohlen (Corvus monedula). Eine hier erarbeitete Liste von grundlegenden Charakteristika von Freundschaft ergänzt eine bereits in der primatologischen Literatur vorgeschlagene Aufzählung solcher Elemente (Silk 2002). Die für die Untersuchung wichtigen Elemente sind: Dyadische Struktur, Ausschluss von Sexualität, Freiwilligkeit, die Individualisierung sowie positive Natur der Beziehung, Reziprozität und Stabilität. Eine kurze Abgrenzung von freundschaftsähnlichen Beziehungen zu anderen soziopositiven Beziehungen dient zur genaueren Identifikation von "Freundschaft" bei Tieren. Dohlen eignen sich durch ihre soziale Organisation in Gruppen (von Blotzheim 1993) und ihrer Intelligenz für diese Untersuchung (Emery 2004). Durch die gewählte Aufteilung der Tiere waren immer gleichgeschlechtliche Tiere in einer Gruppe, somit war der Ausschluss von Sexualität von vorneherein gegeben. Der erste Analyseabschnitt war die Identifizierung von Dyaden, die bevorzugt eine soziopositive Verhaltensweise miteinander austauschen. Nachdem diese Dyaden bestimmt waren, wurden die weiteren Elemente einer freundschaftsähnlichen Beziehung untersucht. Durch die geringe Stichprobengröße war es nicht möglich, den Grad der Individualisierung im Bezug auf die Hierarchie innerhalb der Gruppen zu bestimmen. Da die Tiere jedoch auch in experimentellen Zusammenhängen die Kooperation mit dem Sozialpartner bevorzugten, scheinen die Beziehungen auf individueller Basis zu beruhen. Aufgrund der Verteilung der Dyaden auf die Gruppen und der Tatsache, dass es Tiere gab, die keine dyadische, soziopositive Beziehung eingingen, kann angenommen werden, dass die Tiere freiwillig an der Beziehung partizipierten. Eine Kooperationsaufgabe, bei der zwei Tiere gleichzeitig auf einer Stange sitzen mussten, um an Futter zu gelangen, bestätigt die Annahme der individualisierten Beziehung. In einem Kontrollversuch dazu waren die Tiere nicht gezwungen, für Nahrung zu kooperieren. Trotzdem wurden beim Fressen mit einem anderen Tier die Sozialpartner bevorzugt. Auch diese Tatsache spricht für die Freiwilligkeit der Beziehung. In einem Versuch zur reziproken Kooperation wurde die Versuchsapparatur anscheinend von den Tieren nicht verstanden, so dass dieses Element nicht untersucht werden konnte. Ein Ergebnis eines Versuches zur sozialen Unterstützung zeigte, dass die Anwesenheit des Sozialpartners nicht stressmindernd wirkte. Wiederholte Beobachtungen konnten die Stabilität der meisten der identifizierten Dyaden bestätigen. Insgesamt liegen nicht genug Erkenntnisse vor, um die untersuchten Beziehungen zwischen den Dohlen als Freundschaften zu bezeichnen, es gibt jedoch Anzeichen für die Anwesenheit folgender Elemente einer freundschaftsähnlichen Beziehung: Dyadische Struktur, positive Natur der Beziehung, Ausschluss von Sexualität, Freiwilligkeit, Individualisierung und Stabilität. DA - 2006 KW - Dohle , Sozialverhalten , Freundschaft , , LA - ger PY - 2006 TI - Gibt es Anzeichen für freundschaftsähnliche Beziehungen bei Dohlen? UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:361-10194 Y2 - 2024-12-26T19:59:58 ER -