TY - THES AB - In der aktuellen wirtschaftssoziologischen Diskussion wird die Einbettung der Wirtschaft in die Gesellschaft und damit die Bedeutung sozialer Faktoren für ökonomisches Handeln zunehmend thematisiert. Ergänzt um eine geschlechtsspezifische Betrachtungsweise wirtschaftlicher Tätigkeiten, stehen in der vorliegenden Arbeit Verflechtungsstrukturen der Geschäftstätigkeiten von Frauen mit unterschiedlichen Handlungsfeldern im Mittelpunkt. Es werden Verwandtschaftsnetzwerke und generelle soziale Beziehungen im rural-urbanen bzw. länderübergreifenden Kontext, Schnittstellen zwischen Markt und Staat sowie kreative Formen der Zusammenarbeit im Hinblick auf ihre Dimensionen der Einbettung diskutiert. Anhand empirischer Fallstudien werden diese Verflechtungszusammenhänge aufgezeigt und unterschiedliche Elemente des komplexen Sets der Möglichkeiten und Einschränkungen analysiert. Im afrikanischen Kontext kommt es angesichts des Aufbrechens traditioneller Sicherungssysteme im Rahmen gesellschaftlicher Transformationsprozesse und der Destabilisierung der generellen Lebensverhältnisse im Rahmen von Strukturanpassung und Globalisierung zu einer veränderten Einbettung wirtschaftlicher Tätigkeiten. Der verwendete handlungs- und akteurorientierte Ansatz stellt das alltägliche Handeln der Geschäftsfrauen in Nairobi in den Mittelpunkt. Gemäß der Orientierung an der gegenstandsbegründeten Theoriebildung wurden fokussierte Interviews mit unternehmerisch tätigen Frauen durchgeführt und im Verlauf der Forschung laufend um als relevant gekennzeichnete Bereiche ergänzt. Durch die Anwendung des Instruments der Schnittstellenanalyse werden unterschiedliche Geschäftskulturen sichtbar und vorhandene lokale ökonomische Konzepte konkretisiert. Im Zentrum steht hier die Fähigkeit, innerhalb der Moralökonomie zwischen den Pflichten, Verflechtungen und Gelegenheiten zu lavieren und verfügbare Handlungsmöglichkeiten unter einen Hut zu bringen. Dabei spielen Prozesse der Wiedereinbettung und Rekontextualisierung ebenso wie Prozesse der Entbettung als zentrale Aspekte wirtschaftlichen Handelns eine wichtige Rolle. Als Ergebnis werden Prozesse der Inklusion und Exklusion, ebenso wie lokale, regionale und länderübergreifende Mobilität, das Schaffen und Nutzen sozialer Beziehungen, das Wissen über und Umgang mit Institutionen und gesellschaftliche Strukturen, die Verflechtung von formalen und informellen Aktivitäten und die geschlechtsspezifische Strukturierung der Tätigkeiten als grundlegende Handlungsmuster herausgearbeitet. Hier wird das Ineinandergreifen von Mikro- und Makro-Bereichen deutlich, das sich im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Handlungsmustern als charakteristisches Merkmal herauskristallisiert hat. Es dokumentiert die Verknüpfung von Handlungs- und Strukturaspekten in der afrikanischen "Frauenökonomie". Als Folge der Bündelung dieser Muster lässt sich die Strukturierung der alltäglichen Versorgungs- und Wirtschaftsbereiche von "unten" und damit einhergehend die Herausbildung neuer sozialer Wirklichkeiten nachzeichnen. Damit leistet die Arbeit einen Beitrag zur Diskussion über die Relevanz der Einbettung der lokalen Wirtschaft für die Ausweitung von Handlungsmöglichkeiten. DA - 2005 LA - ger PY - 2005 TI - Geschäftsfrauen im urbanen Afrika : zwischen Pflichten, Verflechtungen und Handlungsspielräumen in der Metropole Nairobi UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:361-9736 Y2 - 2024-11-22T10:36:40 ER -