TY - THES AB - Die zentrale Frage, mit welcher sich die vorliegende Arbeit beschäftigt, lautet: Welche Rolle spielen soziale Varietäten im allgemeinen und der Jugendjargon im besonderen im Hinblick auf den Wandel der russischen Sprache und inwiefern kann dieser Wandel anhand der "neuen" Sprache der russischen Medien festgestellt werden? Unter Einbeziehung des Konzeptes des pragmatischen Wandels von Schank und Mattheier (1987) werden die konstatierten Neuerungen zunächst in einen systematischen Rahmen eingeordnet; darüber hinaus kann festgestellt werden, dass viele der vermeintlichen sprachlichen Innovationen den Sprechern längst bekannt waren und auch von ihnen benutzt wurden, neu ist lediglich die Verwendung solcher Ausdrücke in anderen Kommunikationssituationen - sprich: Textsorten - als den bis dahin als angemessen betrachteten. Dass die Verwendungssphären zahlreicher Varietäten des Russischen sich ausweiten, gibt an sich schon Anlass zu einer eingehenderen Untersuchung; dass dabei vor allem den stilistisch niederen Varietäten, wie z.B. dem lange Zeit verpönten Jugendjargon oder dem Prostorecie, eine besondere Bedeutung zukommt, muss größtenteils durch außersprachliche Motive erklärt werden. Eine Textsorte wird in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben: Es handelt sich dabei um die Textsorte "Interview", und zwar in verschriftlichter Form als Zeitungsinterview. Die Motivation, dem Interview erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, entspringt der Notwendigket aufzuzeigen, wie stark sich diese Textsorte innerhalb der letzten Jahrzehnte verändert hat. Ehemals eine in hohem Maße standardisierte, jedoch von der Presse vernachlässigte Textsorte, erfährt das Interview seit einigen Jahren eine Renaissance. Sprachlich birgt diese Textsorte - vor allem im Hinblick auf die Rolle der Umgangssprache und der Jargons - ebenfalls interessante Aspekte. Diese Arbeit leistet insofern einen innovativ zu nennenden Beitrag zur Erforschung des Sprachwandels im Russischen, als sie über die rein wortschatzbezogenen Veränderungen hinausgeht und die unterschiedlichen Gebrauchssphären der Sprache mit einbezieht, während die Russistik dieses Phänomen lediglich aus lexikalischer Sicht, d.h. reduziert auf die Ebene der Lexik untersucht und sich zudem in der Regel auf die reine Dokumentation des lexikalischen Wandels beschränkt. Gewisse intuitiv begründete Perspektiven der Sprachbetrachtung bleiben mir als Nicht-Muttersprachlerin jedoch weitgehend verschlossen, denn die Beschäftigung mit einer Fremdsprache erfolgt immer unter dem Blickwinkel der eigenen, in diesem Fall also der deutschen Kultur und Mentalität. Angeregt vom intensiven Metadiskurs über den Wandel und das Schicksal der russischen Sprache in neuerer Zeit, führte ich 1998 in Tomsk, Sibirien, eine Feldstudie durch, mit deren Hilfe die Einstellungen russischer Muttersprachler bezüglich des Wandels ihrer Sprache untersucht wurden. Die Ergebnisse dieser Studie fließen in diese Arbeit ein. DA - 2000 KW - Russisch KW - Sprachwandel KW - Druckmedien KW - Textsortenwandel KW - Soziolinguistik KW - Pragmatik LA - ger PY - 2000 TI - (R)evolution der Sprache : zum Sprachwandel im modernen Russischen, untersucht anhand russischer Printmedien UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:361-1183 Y2 - 2024-12-25T18:30:36 ER -