TY - THES AB - Der Übergang von der Schule in den Beruf sowie die erste Zeit im Unternehmen stellen für junge Berufseinsteiger einen wichtigen Schritt in Richtung eines erfolgreichen Berufslebens dar. Eine erfolgreiche Bewältigung dieses Übergangs sowie eine erfolgreiche organisationale Sozialisation wirken sich positiv auf das allgemeine und berufliche Wohlbefinden sowie das berufliche Verhalten junger Berufseinsteiger aus. Eine frühzeitige Kündigung wird häufig als das Endergebnis einer gescheiterten organisationalen Sozialisation angesehen. Gerade bei Auszubildenden ist in Deutschland eine sehr hohe Quote von frühzeitigen Kündigungen zu verzeichnen. Aber nicht nur für die Auszubildenden, die nach dem gelösten Ausbildungsvertrag mit der Stellensuche und dem Bewerbungsmarathon bei verhältnismäßig niedrigen Erfolgsaussichten von vorne beginnen müssen, wirkt sich eine frühe Kündigung negativ aus. Auf Seiten der Organisation entstehen auf diese Weise hohe Kosten, da sich die Investitionen in die bisherige Ausbildung nicht amortisieren. Die hohe Kündigungsrate führt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (2006) vor allem auf unerfüllte Erwartungen zurück. Haben die Berufseinsteiger überhöhte Erwartungen oder übertriebene Ziele, werden sie in ihrem Betrieb oder Unternehmen nicht die Möglichkeiten vorfinden, dass die Erwartungen erfüllt werden oder die Ziele zu verwirklichen sind. Sowohl in Theorien zur organisationalen Sozialisation als auch der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne werden Personen als aktive Gestalter angesehen, die zielstrebig Einfluss auf ihre berufliche oder allgemeine Entwicklung nehmen. Eine besondere Rolle nehmen dabei persönliche Ziele ein. So wird davon ausgegangen, dass Berufseinsteiger schon vor dem Eintritt in die Arbeitswelt ihre persönlichen beruflichen Ziele gebildet haben. Was aber passiert, wenn sich die Bedingungen zur Verwirklichung der Ziele ändern und die Chance zur Realisierung abnimmt? Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Bedeutung von persönlichen beruflichen Zielen beim Übergang von der Schule in den Beruf sowie in den ersten Monaten nach dem Berufseintritt zu untersuchen. Dabei geht es um die Anpassung der Bindung persönlicher beruflicher Ziele an die Möglichkeiten, diese zu verwirklichen, sowie die daraus resultierenden Auswirkungen auf eine erfolgreiche berufliche Adaption. Um die Fragestellung der Studie zu überprüfen, wurde eine Längsschnittstudie mit vier Messzeitpunkten über einen Zeitraum von 40 Wochen durchgeführt. Die Stichprobe umfasste 141 Berufseinsteiger. Vor dem Berufseintritt wurden die Teilnehmer gebeten, ihre drei wichtigsten beruflichen Ziele zu nennen und hinsichtlich ihrer Entschlossenheit zur Verwirklichung der Ziele sowie hinsichtlich der Realisierungsmöglichkeiten einzuschätzen. Nach dem Eintritt in den Beruf wurden zu drei weiteren Messzeitpunkten erneut die Realisierbarkeit und die Entschlossenheit sowie das subjektive Wohlbefinden, die Arbeitszufriedenheit und freiwilliges und gefordertes Arbeitsverhalten als Kriterien beruflicher Adaption erfasst. Zur Analyse der Veränderung sowohl der Prädiktoren als auch der Kriterien wurden latente Wachstumskurvenanalysen zur Schätzung der individuellen Wachstumsmodelle durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine Abnahme der Realisierbarkeit zu Zielablösung (Disengagement) führte. Berufseinsteiger, deren Realisierungsbedingungen innerhalb der ersten Monate nach dem Eintritt ins Berufsleben abnahmen, regulierten ihre Entschlossenheit zur Zielverwirklichung dementsprechend. Darüber hinaus bestätigen die Befunde der latenten Wachstumskurvenanalysen Mediationsmodelle. Berufseinsteiger, die schwindende Möglichkeiten zur Realisierung ihrer persönlichen Ziele berichten, reagieren mit einem Loslösen, das wiederum eine Abnahme der beruflichen Adaption nach sich zieht. Vor dem Hintergrund der Studie liefern die Befunde auch Implikationen für die organisationale Praxis. Zum einen wird die Bedeutung der persönlichen Ziele von Berufseinsteigern für deren Sozialisation gezeigt. Diese Erkenntnis sollte sich zum einen in Trainee- sowie Mentorenprogrammen widerspiegeln. Zum anderen sollten die Erkenntnisse der Studie auch bei der Bildung der persönlichen beruflichen Ziele vor dem Berufseinstieg Berücksichtigung finden. Es sollten von vornherein Informationen über die zukünftige Tätigkeit zur Verfügung gestellt werden (z.B. bei der Berufsberatung seitens des Arbeitsamtes, durch eine realistische Tätigkeitsvorschau seitens der Unternehmen), die es Berufseinsteigern ermöglichen, bereits vor dem Eintritt ins Unternehmen realistische Ziele zu bilden. Somit können sowohl die Berufseinsteiger durch die frühzeitige Bildung adäquater persönlicher beruflicher Ziele als auch die Unternehmen durch die Förderung der Möglichkeiten zur Zielverwirklichung sowie durch die Unterstützung der Berufseinsteiger bei der Bildung neuer beruflicher Ziele zu einer erfolgreichen Sozialisation und beruflichen Adaption beitragen. DA - 2006 KW - Berufsanfang , Arbeitszufriedenheit , Wohlbefinden , Organisationsverhalten , Längsschnitt , Organisationspsychologie , Entwicklungspsychologie , Zielbindung , Latente Wachstumskurven , Organisationale Sozialisation , Persönliche Ziele , Goal commitment , Latent growth modeling , Organizational socialization , Personal goals LA - ger PY - 2006 TI - Anpassung der Bindung an persönliche berufliche Ziele als Erfolgsfaktor organisationaler Sozialisation : latente Wachstumskurvenanalysen bei Berufseinsteigern UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:361-10401 Y2 - 2024-11-21T23:59:24 ER -