TY - THES AB - Gedächtnisstörungen können vielfältige Ursachen haben. Die Spannbreite reicht von Gedächtnisstörungen, die bedingt sind durch einen progredienten intellektuellen Leistungsverlust wie bei alterskorrelierten Demenzen, über umgrenzte Neu- oder Altgedächtnisstörungen nach fokalen Hirnschäden bis hin zu psychisch bedingtem Erinnerungsverlust. Sie stellen, nach Störungen der Aufmerksamkeit, das zweithäufigste Leistungsdefizit nach erworbenen Hirnschädigungen dar. Zur Objektivierung von Gedächtnisbeeinträchtigungen werden hypothesengeleitet spezifische Verfahren eingesetzt, mit dem Ziel, Defizite bezüglich Art und Ausmaß zu beschreiben sowie erhaltene Ressourcen aufzudecken. Im deutschen Sprachraum steht eine Vielzahl von Gedächtnistests und Gedächtnistestbatterien unterschiedlicher Güte zur Verfügung, die jedoch mehr oder weniger hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für Patienten- oder Altersgruppen, ihrer Differenzierungsfähigkeit oder ihres Erfassungsspektrums begrenzt sind. Die vorliegende Arbeit stellt eine neue Gedächtnistestbatterie zur Diagnose von Gedächtnisstörungen vor. Mit der Entwicklung des Inventars für Gedächtnisdiagnostik (IGD) war die Absicht verbunden, ein Verfahren bereitzustellen, welches einen diagnostischen Erkenntnisgewinn gewährleistet, der einen im Vergleich mit den bereits bestehenden Verfahren umfassenderen und erweiterten Informationsgehalt bereitstellt. Der theoretische Teil der Arbeit befasst sich zunächst mit den in der Gedächtnispsychologie etablierten Modellvorstellungen. Diese werden unterteilt nach inhaltlichen und zeitlichen Dimensionen zur Beschreibung des Gedächtnisses sowie hinsichtlich der an Gedächtnisleistungen beteiligten Verarbeitungsprozesse vorgestellt. Die neuroanatomischen Grundlagen des Gedächtnisses werden anhand der Verarbeitungsprozesse (Enkodierung, Konsolidierung, Abruf) beschrieben und aktuelle Ergebnisse aus funktionell bildgebenden Studien diskutiert. Gedächtnisstörungen und Amnesien werden klassifiziert nach Schädigungszeitpunkt sowie Ätiologie und Lokalisation beschrieben. Ausführlich werden die Themen der altersassoziierten Gedächtnisstörungen und der Gedächtnisstörungen im Rahmen demenzieller Entwicklungen behandelt und die assoziierten neuroanatomischen Veränderungen erörtert. In einem weiteren Kapitel werden Prämissen der psychometrischen Gedächtnisdiagnostik beschrieben. Es werden etablierte Verfahren der Gedächtnisdiagnostik vorgestellt und ihre Grenzen aufgezeigt. Die testtheoretischen Konstruktionsprinzipien des IGD werden anschließend behandelt. Basierend auf diesen theoretischen Ausführungen wird die Entwicklung des IGD erörtert und der resultierende Testentwurf im Einzelnen vorgestellt. Der empirische Teil der Studie beginnt mit der Testanalyse basierend auf den Ergebnissen einer Vortestung in der Analysestichprobe. Die Kriterien der Item- und Untertestauswahl werden beschrieben und begründet. Die daraus resultierende Normierungsversion des IGD wird zusammenfassend vorgestellt. Es folgen Studien zur Ermittlung der Diskriminierungsfähigkeit des Screenings und zur Analyse der Korrespondenz der Ergebnisse aus Gruppen- und Einzeltestungen. Die Ergebnisse der Untersuchung des Einflusses der soziodemografischen Faktoren auf die Testleistungen in der Normierungsstichprobe werden dargestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen wird die Einteilung der Normgruppen hergeleitet und anschließend die Testergebnisse in den einzelnen Normgruppen dargestellt. Die Methoden zur Ermittlung der Testgüte werden beschrieben und die Ergebnisse der Objektivität, Reliabilität und Validität aufgeführt. In der Diskussion wird das IGD im Vergleich mit anderen Gedächtnisinventaren beschrieben und die Neuerungen und Erweiterungen hervorgehoben. Die Ergebnisse der Normgruppen werden kommentiert und die Korrespondenz zu den theoretischen Modellannahmen diskutiert. Zu den Nebengütekriterien wird kritisch Stellung genommen. Zusammenfassend ist das neu entwickelte Verfahren zu beschreiben als umfangreiche Gedächtnistestbatterie, die die in den etablierten Gedächtnismodellen enthaltenen zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen vollständig erfasst sowie verarbeitungsspezifische Prozesse überprüft. Ein herausragendes Merkmal des IGD ist die Möglichkeit der Überprüfung von Neu- und Altgedächtnisleistungen sowie der Erfassung von Funktionen, die andere etablierte Testbatterien nicht oder nicht hinlänglich leisten (z.B. prospektives Gedächtnis, Priming). Weiterhin zeichnet es sich durch eine breite Anwendbarkeit hinsichtlich Ätiologie und Lokalisation von Gedächtnisstörungen aus. Es ist einsetzbar für eine breite Altersspanne und ermöglicht eine Leistungsdifferenzierung im mittleren bis höheren Leistungsbereich. Das Verfahren ist sowohl als Gruppen- als auch Einzelverfahren anwendbar. DA - 2005 KW - Gedächtnisstörung , Gedächtnistest , Amnesie , Gedächtnisleistung , Vergesslichkeit , Gedächtnis , Gedächtnisdiagnostik , LA - ger PY - 2005 TI - Inventar zur Gedächtnisdiagnostik (IGD) : Entwicklung und Normierung eines neuen Verfahrens zur Diagnose von Gedächtnisstörungen UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:361-8425 Y2 - 2024-11-22T21:35:17 ER -