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AB - **Hintergrund:** Varizelleninfektionen (Windpocken) betreffen meist Kinder im Vorschulalter und verlaufen in der Regel selbstlimitierend und unkompliziert. Jedoch treten auch bei ansonsten gesunden Kindern schwerwiegende Verläufe und vereinzelte Todesfälle auf. Um die Krankheitslast von Varizellen zu reduzieren, wird in Deutschland seit 2004 die allgemeine Varizellenimpfung für Kleinkinder empfohlen.
**Fragestellungen und Methoden:** Nach Empfehlung der allgemeinen Varizellenimpfung wurden Impfraten, Inzidenzen und Komplikationsraten in den ersten sieben Jahren nach Einführung untersucht. Mittels jährlicher Elternbefragungen in München und Würzburg wurden Varizellenimpfraten sowie mögliche Einflussfaktoren erhoben. Zur Inzidenzabschätzung wurden Varizelleninfektionen und -komplikationen sowie verabreichte Impfdosen in Kinderarztpraxen in München und Würzburg über eine monatliche Abfrage erfasst. Als letzte Säule der Impfsurveillance wurden jährlich Varizellen-assoziierte Krankenhausentlassungsdiagnosen in Bayerischen Kinderkrankenhäusern abgefragt.
**Ergebnisse:** Die Impfraten (1. Dosis) von Kindern im Alter zwischen 18 und 36 Monaten stiegen in München von 38% (2006) auf 68% (2011) und in Würzburg von 72% (2009) auf 83% (2011). Der einzige durchgehend nachweisbare Einflussfaktor auf die Impfakzeptanz war die Empfehlung der Impfung durch den Kinderarzt, mit einem stärkeren Einfluss in Würzburg. Auch der Besuch einer Kita hatte einen positiven Einfluss auf die Varizellenimpfraten. Mit steigenden Impfraten sank die Inzidenz von Varizellenerkrankungen bei unter 17-Jährigen um 77%, von 26 Fällen je 1.000 Kinder in 2006/07 auf 6 Fälle je 1.000 Kinder in 2010/11. Varizellen-assoziierte Komplikationen bei hospitalisierten Kindern unter 17 Jahren nahmen zwischen 2005 und 2011 um 77% ab, mit der größten Reduktion um 90% bei Kindern unter 5 Jahren.
**Diskussion:** Bei einer zunehmenden Durchimpfung von Kindern gegen Varizellen wurde eine Abnahme der Erkrankungen in Kinderarztpraxen und von komplizierten Verläufen bei hospitalisierten Kindern beobachtet. Obwohl die Impfraten noch unter der von der WHO empfohlenen Impfrate von ≤80% lagen, wurde bereits eine Reduktion der Krankheitslast von Varizellen erreicht. Verschiedene Einflussfaktoren wirken dabei auf die elterliche Akzeptanz der neu eingeführten allgemeinen Varizellenimpfung: Am stärksten wirkte die Empfehlung des Kinderarztes, sowie der Besuch einer Kindertagesbetreuung. Negativ wirkte in einigen Studienjahren und Regionen eine hohe Schulbildung der Eltern, jedoch war dies nicht konsistent in allen Jahren nachweisbar.
DA - 2020
DO - 10.4119/unibi/2944649
LA - ger
PY - 2020
TI - Varizella zoster Impfung in Bayern. Entwicklung der Varizellen-Impfraten, Akzeptanz der Impfung und Auswirkungen auf Varizellenerkrankungen und -komplikationen in den ersten sieben Jahren nach Einführung der allgemeinen Varizellenimpfung
UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0070-pub-29446493
Y2 - 2024-11-21T17:19:14
ER -