TY - THES
AB - Die vorliegende Dissertation untersucht im Rahmen einer qualitativen empirischen Studie aus einer arbeits- und industriesoziologischen Perspektive die Auswirkungen der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) auf die sozialen Beziehungen im Betrieb. In der Studie wird unter Rückgriff auf den theoretischen Ansatz der ‚betrieblichen Sozialordnung‘ von Hermann Kotthoff und Josef Reindl (1990) anhand von systematisch ausgewerteten Fallstudien aus drei Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus die Forschungsfrage gestellt: _Wie wirkt sich die Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen auf die betriebliche Sozialordnung am Heimatstandort aus?_
Die empirische Grundlage der qualitativen Untersuchung bilden Betriebsfallstudien von Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau mit Produktionsniederlassungen in China. Die Internationalisierungsverläufe der drei Unternehmen werden auf Basis von Experteninterviews auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen und in verschiedenen funktionalen Bereichen in den Unternehmen rekonstruiert.
Die Betriebsfallstudien zeigen, dass die Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen zu einer Neuaushandlung der bestehenden betrieblichen Sozialordnung führt. Diese Aushandlung erfolgt durch die Interaktion in der betrieblichen Praxis zwischen den betrieblichen Akteuren in Bezug auf vier empirisch-analytische Dimensionen der reziproken Anerkennung von Erwartungen, die sich aus den empirischen Fallstudien ergeben haben. Diese Dimensionen, die in der Dissertation als Erwartungsdimensionen der Internationalisierung bezeichnet werden, umfassen: die Rolle der Niederlassung, den Grund der Internationalisierung, die Einbeziehung der Beschäftigten in die Internationalisierung sowie die Identifikation der Geschäftsführung mit der Zentrale. In diesen Dimensionen wird die Erfüllung oder Missachtung der innerbetrieblichen Erwartungen in der Unternehmensinternationalisierung zwischen Belegschaft und Geschäftsführung ausgehandelt.
Insgesamt zeigt die Studie, dass eine wissenschaftliche Betrachtung der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen die Ebene der Beschäftigten und der betrieblichen Interessenvertretung sowie die sozialen Beziehungen zwischen den unterschiedlichen betrieblichen Akteuren berücksichtigen muss. Zudem wird in der Dissertation deutlich, dass die Internationalisierung von KMU nicht mit der Gründung der Produktionsniederlassung im Ausland abgeschlossen ist, sondern sich vielmehr im Heimatbetrieb fortsetzt und, anders als von den Geschäftsführungen der untersuchten Unternehmen erwartet, die ‚soziale Welt‘ des heimischen Betriebs von der Internationalisierung nachhaltig beeinflusst wird.
DA - 2022
LA - ger
PY - 2022
TI - Die Folgen der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen für die sozialen Beziehungen im Betrieb
UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0070-pub-29610118
Y2 - 2024-11-25T08:17:56
ER -