Die klassische Psychoanalyse geht davon aus, dass mit dem Untergang des Ödipus-Komplexes eine seelische Struktur gebildet wird, welche eine relative Stabilität der Persönlichkeit garantiert. Freud hat durchaus gesehen, dass soziale Einwirkungen diese Struktur verändern können; so kann beispielsweise ein Führer oder Religionsstifter an die Stelle des individuellen Über-Ich treten. Der Autor skizziert nach einer Zusammenfassung der psychoanalytischen Konzepte eine aktuelle Variante dieser Veränderungen: nicht stabile und langfristige soziale Strukturen treten an die Stelle des persönlichen Über-Ich, sondern kurzfristige, dramatische soziale Ereignisse werden verwendet, um eine manische Abwehr von (Zukunfts)Ängsten aufrecht zu erhalten.