Auf einer religionsgeschichtlichen Folie wird zunächst ein gesellschaftliches Über-Ich rekonstruiert, das (als Synthese aus christlich-jüdischem Gottesbild und dem griechischen Ödipus- Mythos) über mehr als zwei Jahrtausende das abendländische Denken geprägt hat. Die neuzeitliche Rede vom "Tod Gottes" bildet vor diesem Hintergrund den Bezugspunkt der These, dass auch der Funktionsverlust des modernen Staates in dieser Traditionslinie verstanden werden kann. Mit dem Ende der Thron-und-Altar-Allianz verliert der Staat nicht zuletzt die Rolle des Garanten einer letztlich transzendental begrndeten Gerechtigkeit, an deren Stelle sich die Hyper-Plausibilität des globalen Marktes setzt, das "Geld". Eine andere gesellschaftliche "Über-Ich"-Struktur, ein Syndrom aus Todesverdrängung, Gesundheitswahn und Wellness-Boom wird als "Erben" der Attribute des "Schöpfers" und des "Richters" gedeutet, die "Anfang und Ende" des Menschen als Geschöpf im individuellen und gesellschaftlichen Bewusstsein wach hielten.