Gerade in den klassischen Bezugswissenschaften der politischen Bildung haben die Begriffe Ästhetik, ästhetisch und Ästhetisierung seit einigen Jahren Konjunktur. So spricht man in der Soziologie seit fast 20 Jahren wieder von Lebensstilen und beschreibt damit den Sachverhalt, dass gesellschaftliche Gruppen sich nicht mehr ausreichend durch klassische demographische Daten differenzieren lassen, sondern sich durch Konsumstile und Selbstinszenierungen, also durch ästhetisches Verhalten, gruppieren und somit orientieren. Alltagsästhetik ist ein wichtiges Stichwort in diesem Kontext. In der Politikwissenschaft sind es Begriffe wie: Politik als Showgeschäft, Politik als Theater, Politik im Unterhaltungsformat oder Politainment die im Kontext der Debatte über die Ästhetisierung der Politik auftauchen. Plötzlich interessiert man sich verstärkt für Wahlwerbung, für die Konstruktion politischer Wirklichkeit und politische Performanz und damit für die Frage, wie politische oder auch soziale Sachverhalte gesellschaftlich wahrgenommen werden oder wie sie sich vermitteln. Für die politikdidaktische Diskussion müssten solche Auseinandersetzungen eigentlich von zentralem Interesse sein, denn es ist der professionelle Auftrag dieser Disziplin, sich mit der Vermittlung von Politik wissenschaftlich zu beschäftigen, doch bislang tut sich die politische Bildung mit dem Ästhetischen eher schwer. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden das Verhältnis von Ästhetik und politischer Bildung genauer nachzugehen, sowie die Ursachen und Gründen für die Abneigung der politischen Bildung zu identifizieren. Darüber hinaus sollen aber auch die Chancen betrachtet werden, die sich durch das Ästhetische für das Fach ergeben könnten.