Die Corona-Pandemie scheint, so der bisherige gesellschaftliche und wissenschaftliche Konsens, zur Verschärfung von Bildungsungleichheit beizutragen. Dabei ist bisher wenig darüber bekannt, wie die konkreten Bedingungen und Konsequenzen des Distanzlernens bestehende Benachteiligungsmechanismen verstärken. Dieser Beitrag zielt auf die Beantwortung der Frage, wie Bildungsbenachteiligungen von Schüler*innen in sozioökonomisch benachteiligter Lage durch die Pandemiesituation verschärft werden, um auf dieser Grundlage Impulse für beispielhaftes Lehrkräftehandeln zu geben. Zur Bearbeitung dieser Frage wurden Interviews mit Lehrkräften in sozioökonomisch benachteiligten (N = 12) sowie in privilegierten Settings (N = 4) geführt, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Daten wurden unter Bezugnahme auf Pierre Bourdieus Kapitaltheorie kategorisiert, um die empirischen Ergebnisse zu systematisieren und zu reflektieren. Abschließend werden anhand eines Fallbeispiels aus dem Interviewmaterial Handlungsoptionen aufgezeigt, die einer möglichen Verschärfung von Bildungsbenachteiligung entgegenwirken können.