TY - JOUR AB - Würden sich alle Individuen einer Art rein zufällig miteinander paaren, so gäbe es innerhalb der Art keine genetisch verschiedenen Subgruppen, weil jedes Allel eines Gens gleichmäßig über das geografische Verbreitungsgebiet der Art verteilt wäre. Dies ist jedoch bei den meisten Tierarten nicht der Fall. Rassen sind durch Absonderung von Teilgruppen aus der Stammgruppe entstanden und unterscheiden sich daher in den meisten Genen kaum voneinander. Sie weichen nur in wenigen Rasse-charakterisierenden Merkmalen voneinander ab, die als Folge der selektiven Aussonderung in geografischer Distanz entstanden sind. Aus diesen Merkmalen kann die geografische Herkunft der Angehörigen einer Rasse hergeleitet werden. Die Rasse unterscheidenden Merkmale sind also nicht subjektiv oder gar willkürlich ausgewählt, sondern es sind Adaptionen an die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in unterschiedlichen geografischen Regionen. An der Kombination mehrerer solcher Merkmale sind Rassen zu erkennen und gegeneinander abzugrenzen. Da die Individuen verschiedener Rassen sich miteinander reproduzieren können, sind Rassen auf die Dauer nicht stabil und verschwinden allmählich, wenn sie die geografischen Grenzen überschreiten und in das Areal anderer Rassen einwandern. Beim Menschen ist der Rassebegriff umstritten, weil die Rassenunterschiede gering sind und als Folge der Globalisierung verschwinden. Populationsgenetische Untersuchungen haben aber ergeben, dass Menschen unterschiedlicher geografischer Herkunft auch heute noch Merkmalsgemeinsamkeiten haben, die eine Gruppenzuordnung möglich machen. Für die humanmedizinische Forschung und die Patientenbehandlung ist es wichtig, die unterschiedlichen genetisch fundierten Risikofaktoren in der Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten zu berücksichtigen und Menschen mit unterschiedlicher geografischer Herkunft zu unterscheiden. Alle Kriterien, die zoologische Rassen definieren, sind auch auf menschliche Rassen anwendbar, so dass eine Zurückweisung des Rassebegriffs beim Menschen auch viele Tierarten mit einbeziehen müsste. DA - 2021-05-10 DO - 10.11576/biuz-4251 LA - ger IS - 2 M2 - 168 PY - 2021-05-10 SP - 168-178 T2 - Biologie in unserer Zeit TI - Die Unterteilung von Arten in Rassen: Immer wieder missverstanden TT - The subdivision of species into races: Again and again misunderstood UR - https://doi.org/10.11576/biuz-4251 Y2 - 2024-11-22T09:30:49 ER -