Die Arbeit reflektiert den heute notwendig gewordenen Lernprozeß des Ökumenischen Lernens als ein
elementares gesellschaftliches Lernen an der Frage der Gerechtigkeit, das nicht nur den Religionsunterricht
umfaßt, sondern auf die Christenheit in ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten insgesamt
zielt. Ökumenisches Lernen wird als die entscheidende Aufgabe der Gegenwart und Zukunft bestimmt,
denn das Problem der Armut und damit die Frage der Gerechtigkeit stellt das Kernproblem dar,
das den ökumenischen Dialog immer wieder grundlegend gefährdet. Damit werden unmittelbar die
Auswirkungen der herrschenden neoliberalen Marktwirtschaft berührt, die einerseits den Wohlstand in
den nördlichen Industrieländern fördert, andererseits für die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht nur in
der Zweidrittelwelt zunehmend zu globalen Verarmungsprozessen führt. Diese Situation ist aus theologischer
wie auch aus pädagogischer Perspektive nicht tragbar. Ökumenisches Lernen konzentriert sich
nicht nur auf eine bessere Kenntnis, sondern auch auf das Aufbrechen der schuldhaften Verstrickungen,
die das gemeinsame Verstehen erschweren. Entsprechend erfolgt der Rückgriff auf ökonomische und
theologische Analysen engagierter Wissenschaftler, Gruppen und Kirchen, die sich als Anwälte der
Zweidrittelwelt und der von den Verarmungsprozessen Betroffenen verstehen, um so Wege zu einem
Lernen zu zeigen, das in der Lage ist, die komplexen Verstrickungen aufzubrechen. So wird Ökumenisches
Lernen als handlungsorientiertes Lernen begriffen, das sich an der im ökumenischen Dialog entwickelten
Trias „Sehen - Urteilen - Handeln“ orientiert. Diese Trias bildet zugleich den didaktischen
Orientierungsrahmen der Arbeit, um jene elementaren Knotenpunkte zu fassen, die heute im Rahmen
gesellschaftlichen Lernens und Verstehens angesichts bedrohter Lebensgrundlagen wirklich notwendig
sind. In diesem Sinne liefert zunächst der erste Teil der Arbeit Argumente für die Notwendigkeit elementaren
ökumenischen Lernens, indem er die Krise der gegenwärtigen Ökonomie skizziert und sich mit
Vertretern der neoliberalen Position auseinandersetzt. Daran anknüpfend werden zwei didaktische Ansätze
konstruktiv zusammengeführt, deren Verbindung in der bisherigen Diskussion so ausdrücklich
nicht gezogen worden ist: Durch die Verknüpfung der Frage nach dem Elementaren mit der Forderung
Ökumenischen Lernens gewinnen beide theologischen wie auch pädagogischen Kategorien an Konkretion.
Sie stehen von Anfang an mit den Überlebensfragen des konziliaren Prozesses in einem engen Zusammenhang.
Der zweite Teil der Arbeit entfaltet auf dieser Grundlage exemplarisch einen elementaren
ökumenischen Lernprozeß, der durch die Trias „Sehen - Urteilen - Handeln“ vielfältige politische, soziale,
ökonomische, theologische und pädagogische Aspekte miteinander in Beziehung setzt und schließlich
tragfähige Handlungsperspektiven reflektiert, die eine Hoffnung auf Veränderung beinhalten. Der dritte
und letzte Teil reflektiert abschließend die Probleme und Konflikte, die im Widerspruch zu einem auf
Umkehr zielenden gesellschaftlichen Lern- und Verstehensprozeß stehen.