Leitende Perspektive dieser Studie ist die Praxis der beruflichen Beratung. Unter dem Einfluss aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, zusammengefasst im Begriff der Transformationskrise, entsteht die Notwendigkeit grundsätzlicher Neuorientierung, die mit einer bloßen Revision von Berufswahl- und Beratungstheorien zu kurz griffe.
Erforderlich ist die Entwicklung einer grundsätzlich neuen theoretischen Perspektive, die den Zusammenhang von akzelerierter gesellschaftlicher Entwicklung und beruflicher Orientierung und Beratung von Jugendlichen in seiner Totalität zu erfassen vermag. Die Studie stellt sich als Hauptaufgabe, den methodologischen Weg zu einer solchen neuen theoretischen Perspektive zu entwickeln. Sie orientiert sich an der Kulturhistorischen Theorie bzw. der Tätigkeitstheorie, die es, in ihrem Selbstverständnis als Subjektwissenschaft ermöglicht, den Prozess beruflicher Orientierung konsequent vom Standpunkt des sich orientierenden Subjekts her zu erfassen. Kap. I („neue Fragen“) versucht eine Bestandsaufnahme dessen, was sich als gesellschaftlich Neues gegenwärtig insbesondere in der Sphäre der Produktion konstituiert, wie es ausstrahlt auf die Formen der Arbeitsorganisation, auf die berufliche Bildung und auf die Jugendphase. Kap. II („alte Antworten“) markiert andererseits, worin die institutionellen (Berufsberatung) und konzeptuellen (Berufswahl- und
Beratungstheorie) Schwächen bestehen, die die in der Praxis erfahrene Insuffizienz
gegenüber den neuen Problemlagen ausmachen. Dieser Analyse wird in Kap. III ein
Grundriss der Kulturhistorischen Theorie gegenübergestellt. Kap. IV zeichnet
Grundlinien eines subjektwissenschaftlichen Ansatzes einer zukünftigen Theorie der beruflichen Orientierung und Beratung von Jugendlichen. Die Studie befasst sich abschließend (Kap. V) und ausblickend mit einigen Grundfragen aktualempirischer Forschung.