Eingefrorener magnetischer Fluss ist eine bekannte Ursache der hochfrequenz
(HF) Verluste in supraleitenden HF Resonatoren für Teilchenbeschleuniger.
Insbesondere für neue Beschleuniger, die mit hohen Feldern
im Dauerstrichbetrieb arbeiten, können diese Verluste sowohl von einem
betrieblichen als auch einem wirtschaftlichem Gesichtspunkt her unakzeptabel
hoch werden.
Wie jüngste Messungen zeigen, hat die Abkühlprozedur, mit der SHF
Resonatoren auf Betriebstemperatur gebracht werden, einen deutlichen
Einfluss auf den Oberflächenwiderstand des Niobs und damit die HF Verluste.
Wir haben einen direkten Zusammenhang zwischen den Temperaturunterschieden
während des Abkühlens und dem Oberflächenwiderstand
gefunden. Die vermutliche Ursache hierfür sind Thermoströme, die während
des Abkühlvorgangs im System aus Niobresonator und dem aus Titan
gefertigtem Heliumtank entstehen. Diese Ströme generieren ein Magnetfeld,
das im Material während des supraleitenden Phasenübergangs eingefroren
wird.
Um die Thermoströme zu quantifizieren wurden die Seebeck-Koeffizienten
von Niob und Titan im Temperaturbereich von 10K bis 100K gemessen.
Auf dieser Grundlage wurden numerische Simulationen des Resonatorsystems
durchgeführt und aus der errechneten Stromverteilung anschließend
das Magnetfeld an der HF Oberfläche bestimmt. Dieses hing kritisch
von der Temperaturverteilung im System ab. Eine direkte Messung des
eingefrorenen Flusses bestätigte die Ergebnisse der Simulationen und war
konsistent mit dem ermittelten Anstieg des Oberflächenwiderstandes.
Die Menge des tatsächlich eingefrorenen Flusses hängt außerdem stark
von den Abkühlbedingungen ab. Aktuelle Studien zu diesem Thema,
einschließlich experimenteller Ergebnisse anderer Gruppen und einer theoretischen
Beschreibung, wurden zusammengefasst und zwei ausgewählte
Fragestellungen mit zusätzlichen Experimenten vertieft. Dafür wurde zum
einen ein durch Wärmeleitung gekühlter Niobresonator untersucht. Hierbei
wurde die Flussverdrägung durch gleichförmiges Abkühlen während
des supraleitenden Phasenübergangs verbessert. Im Anschluss wurden
magneto-optische Messungen durchgeführt um die unterschiedlich geformten
Phasenfronten, zum einen während des Abkühlens und zum anderen
während des Eindringens des Magnetfelds, sichbar zu machen. Die dabei
identifizierten Unterschiede liefern einen wichtigen Ausgangspunkt für weiterführende
Studien zur effektiven Flussverdrängung.