Partizipation – ein Schlagwort mit vielen Facetten. Ein besonders relevanter Bereich ist dabei die politische Partizipation. Die Beteiligung von Bürgern lässt sich im politischen System der Demokratie gar als wesentliches Merkmal und als eine Grundvoraussetzung für das Gelingen verstehen. Diesem wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch relevanten Thema der politischen Partizipation widmet sich auch die vorliegende Masterabschlussarbeit: sie erforscht die politische Partizipation einer gesellschaftlich marginalisierten Gruppe – Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen. Die Motivation zur Bearbeitung der Themenstellung „Die Partizipation von Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen an kommunalpolitischen Prozessen – eine Analyse am Beispiel der Teilhabeplanung des Landkreises Waldeck-Frankenberg“ ist wie folgt begründet: Es kann zunächst angenommen werden, dass Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen eine eigene, andere Sicht auf das Thema politische Partizipation haben als andere Personen und Personengruppen ohne zugeschriebene psychische Erkrankung(en). Diese Annahme ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit der Personengruppe im Zuge des Studiums und v.a. im Zuge der Mitarbeit als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft in einem Forschungsprojekt am Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) der Universität Siegen. In diesem Projekt geht es um die wissenschaftliche Begleitung des in der Themenstellung als Beispiel herangezogenen kommunalpolitischen Prozesses „Teilhabeplanung in Waldeck-Frankenberg“. Unter Federführung des Landkreises soll eine Teilhabeplanung erfolgen. Auf verschiedene Weise können und sollen dabei Einwohner im Landkreis an der Planung partizipieren, u.a. im Teilprojekt „Sozialraumerkundungen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen“. An diesen Sozialraumerkundungen nahmen kaum Menschen mit psychischen Erkrankungen teil, genauso sind sie allgemein im kommunalpolitischen Prozess „Teilhabeplanung in Waldeck-Frankenberg“ kaum eingebunden bzw. beteiligt. Es entstand daraus der Wunsch, dieses beobachtete Phänomen genauer zu verstehen und zu analysieren. Das eingangs angerissene Thema „politische Partizipation“ wird also für die vorliegende Masterarbeit spezifiziert, indem der Fokus auf der politischen Partizipation von Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen im Landkreis Waldeck-Frankenberg liegt. Ziel der Arbeit ist es also, herauszufinden, wie sich Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen zum Thema (kommunal-) politische Partizipation positionieren und verhalten. Zudem können aus den Ergebnissen ggf. Schlussfolgerungen für Merkmale bzw. Voraussetzungen einer gelingenden (kommunal-)politischen Partizipation der Personengruppe abgeleitet werden.
Um der Fragestellung und den formulierten Zielen gerecht zu werden, baut sich die Arbeit konzeptionell wie folgt auf: Zunächst erfolgt im ersten Teil der Arbeit eine Auseinandersetzung mit und Analyse der theoretischen Grundlagen. Hierunter fallen zunächst die Erläuterung des der Arbeit zugrunde liegenden Verständnisses von Behinderung und chronischen psychischen Erkrankungen (Kapitel 2). Sodann folgt eine Erörterung des Partizipationsbegriffes (Kapitel 3). Daran anschließend werden die ersten beiden theoretischen Grundlagenkapitel aufeinander bezogen, indem politische Partizipation als Sonderform der Partizipation erläutert wird. Dies geschieht zudem bezogen auf die für die Arbeit relevanten Gruppen Menschen mit Behinderungen und Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen (Kapitel 4). Dieser erste theoretische Teil der Arbeit endet mit einem Kapitel zur Kommunalpolitik, in welchem zunächst ein Überblick über das kommunalpolitische Feld gegeben wird, um darauf aufbauend das Thema örtliche Teilhabeplanungen als ein Beispiel für einen in diesem Feld angesiedelten kommunalpolitischen Prozess zu behandeln (Kapitel 5). Es folgt ein Zwischenfazit aus allen theoretischen Erkenntnissen (Kapitel 6). Im zweiten Teil der Arbeit (Kapitel 7 und 8) geht es dann um die eigene empirische Forschung, welche vor Ort in Waldeck-Frankenberg durchgeführt wurde. An dieser Stelle wird zunächst noch einmal genauer auf den Hintergrund und die Fragestellungen der Forschung im Einzelnen eingegangen (Kapitel 7.1). Danach werden das Forschungsfeld, der Zugang und das ausgewählte Sample für die Untersuchung erläutert (Kapitel 7.2). Hierauf aufbauend wird die Erhebungsmethode der Gruppendiskussion erklärt und begründet (Kapitel 7.3) sowie die Durchführung der Erhebung beschrieben und reflektiert (Kapitel 7.4). Es folgt die Beschreibung der Auswertungsmethode und des Auswertungsprozesses der Gruppendiskussion (Kapitel 8.1), bevor die Ergebnisse der Erhebung dargelegt werden (Kapitel 8.2). Abschließend werden diese dann auf die in Teil I erörterten theoretischen Grundlagen und Befunde rückbezogen und entsprechend eingeordnet (Kapitel 8.3).