Der Löwenzahn ist eine weit verbreitete und wohlbekannte, aber auch unterschätzte Pflanze. In neueren Forschungsprojekten untersucht man intensiv die russische Löwenzahnart Taraxacum kok-saghyz, die in ihren Wurzeln Kautschuk von hoher Qualität führt. Dort findet sich auch das Reservekohlenhydrat Inulin, welches als Ballaststoff und Zucker- sowie Fettaustauschstoff eingesetzt werden kann. Der aus Taraxacum kok-saghyz isolierbare Kautschuk soll zukünftig in der Reifenherstellung und Automobilindustrie Anwendung finden; für das Inulin interessiert sich vor allem die Lebensmittelindustrie.
Aktualität, Relevanz und Bedeutung dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die Zukunft machen die Thematik auch als Unterrichtsinhalt für den Chemieunterricht interessant. In diesem Sinne wird das Thema im Rahmen dieser Arbeit nach dem Ansatz der curricularen Innovationsforschung für den Chemieunterricht aufbereitet.
Dazu wurden zunächst Experimente entwickelt, mit denen es Lernenden möglich ist, Kautschuk und Inulin selbstständig aus den Wurzeln des russischen Löwenzahns zu gewinnen und die Produkte im Experiment sowie mit modernen Analysemethoden nachzuweisen. Davon ausgehend wurden Unterrichtsmaterialien entwickelt, die aktuellen fachdidaktischen Herausforderungen wie einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, Relevanz und Gesellschaftsbezug sowie Einbezug von NOS (nature of science) gerecht werden.
Zur Sicherung der Durchführbarkeit und schulischen Eignung wurden die entwickelten Experimente und Unterrichtsmaterialien im Rahmen von Projekttagen mit Oberstufenkursen erprobt. Dabei wurde auch eine Erhebung zum aktuellen Interesse der teilnehmenden Lernenden an Tätigkeiten im und Inhalten des Projektes durchgeführt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die experimentelle Beschäftigung mit Kautschuk den Lernenden Freude bereitet und ihr aktuelles Interesse weckt.