Als Helge Pross am 2. Oktober 1984 im Alter von nur 57 Jahren starb, hinterließ sie eine umfangreiche Anzahl von Aktenordnern und Unterlagen, die sich in ihrem Dienstzimmer an der Universität-GH Siegen befanden. Da sie durch ihre tödliche Krankheit mitten aus dem Arbeitsleben gerissen wurde, ist der Bestand originalgetreu in seinem Ursprungszustand auf uns gekommen und bietet somit einen hervorragenden Einblick in die Arbeitsweise einer der bekanntesten Soziologinnen ihrer Zeit und einer der wichtigsten Vorreiterinnen der Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland.
Ende des Jahres 1984 übergab ihr Ehemann Karl Wilhelm Boetticher diesen Nachlass an die Universitätsbibliothek in Siegen. Dort blieb er zunächst von der Forschung und der Öffentlichkeit wenig beachtet nahezu ungenutzt liegen. Mit ihrer Berufung nach Siegen an den FB 2 wurde Frau Prof. Hering 1993 durch den zuständigen UB-Fachreferenten Herrn Dr. Mihályhegyi auf den Nachlass aufmerksam. Daraus entstand ein Erschließungsprojekt, das 1996 in der Veröffentlichung eines Findbuches münden sollte.
Noch 1993 nahm die Frankfurter Diplompädagogin Inge Schüßler die erste Sichtung des Nachlasses vor. 1994 nahm dann die Projektgruppe ihre Arbeit auf. Als Ergebnis der zweijährigen Arbeit wurde 1996 ein erstes Findbuch vorgelegt. Dabei wurde die vorgefundene Ordnung 1:1 in die Verzeichnung übernommen, ohne eine Klassifizierung des Bestandes vorzunehmen. Dieses Findbuch diente als Grundlage der jetzigen Verzeichnung und wurde deshalb zusammen mit der seinerzeit vorgelegten Biographie (Sabine Hering, Elke Hüwel: Helge Pross - Biographisches aus dem Nachlass, Siegen 1996) ans Ende des Bestandes genommen. Die Klassifikation wurde mit der aktuellen Verzeichnung angelegt.
Durch Schenkungsvertrag mit Herrn Boetticher wurde der Bestand 1995 um einige wenige Privatunterlagen (6 Ordner und Fotos) ergänzt, die bereits im ersten Findbuch verzeichnet sind. Ca. 2003/04 kamen noch die Handakten aus dem Forschungsprojekt Helge Pross des FB 2 hinzu (9 Ordner und 3 Bücher + Findbuch + Biographie). 2010 schließlich hat uns die zweite Ehefrau von Harry Pross nach dessen Tod im März ein Konvolut von Privatunterlagen (Briefe, Manuskripte etc. und Familienfotos) vor allem aus der Frühzeit angeboten (HPA 149). Beides wurde dem Bestand angefügt. Ferner ist in den Bestand eine kleine Privatbibliothek integriert. Im April 2010 wurde der Bestand ins Universitätsarchiv überführt. 2012, 2017 und 2018 erfuhr der Bestand die aktuell letzten Ergänzungen: 8 Ordner und Veröffentlichungen zur Verleihung des Helge-Pross-Preises 1994-2007 (Prof. Trutz von Trotha), 2 Plakate zum Vortrag von Frau Prof. Holland-Cunz (JLU Gießen) zum 90. Geburtstag von Helge Pross an der JLU Gießen "Herstellung von Demokratie auch für Frauen" (01.11.2017) und 2 Ausstellungsinfos zur Pross-Ausstellung von 2018 (17.04.-16.05.18) zur Wiederbelebung des Pross-Preises (Lehrstuhl "Bildungs- und Arbeitssoziologie", Prof. Graßl)
Kern des Bestandes sind 96 Aktenordner mit in erster Linie dienstlichem Inhalt, die aus dem Dienstzimmer von Helge Pross stammen und zur ersten Ablieferung gehören. Zur ersten Ablieferung gehörte vermutlich auch die kleine Privatbibliothek aus dem Pross-Büro (insgesamt 32 Archivalieneinheiten: HPA 103-132). Dazu kommen die späteren Ablieferungen: Schenkung Boetticher (11 Einheiten: HPA 97-102, 136-140), Handakten Forschungsprojekt FB 2 (14 Einheiten: HPA 133-135, 141-148, 150-152), Schenkung Marianne Pross (2 Einheiten: HPA 149 A+B), Helge-Pross-Preis (9 Einheiten: HPA 157-165), Vortrag Holland-Cunz (HPA 166+167) und Pross-Ausstellung 2018 (HPA 168+169).
Thematisch liegt der Schwerpunkt einerseits auf Helge Pross’ Siegener Zeit mit einigen wenigen Bezügen zu ihrer Zeit in Gießen "Gießener Konflikt", andererseits geben die beiden Schenkungen Aufschluss über ihr Privatleben (einschl. einer umfangreichen Fotosammlung). Durch die Handakten zum Forschungsprojekt FB 2 ist die Entstehung des Findbuches und der kleinen Biographie gut dokumentiert. Die Bücher sind in ihrer Mehrzahl Helge- und Harry-Pross-Titel.