Die Soziologin Helge Pross (1927-1984) lehrte von 1976 bis zu ihrem Tod als Professorin an der Universität Siegen und gilt als Pionierin der Familien und Geschlechterforschung. Ihre Arbeiten zur Lebenswirklichkeit von Hausfrauen, zu Bildungschancen von Mädchen und Rollenbildern von Männern beeinflussten öffentliche Debatten und gesellschaftspolitische Reformen der 1970er und 80er Jahre.
Als Helge Pross im Alter von erst 57 Jahren 1984 starb, gehörte sie schon seit über zwei Jahrzehnten – wenn auch umstritten – zur ersten Garde der deutschen Soziologie. Parallel dazu war sie all die Jahre als gefragte Journalistin und Politikberaterin tätig. Sie hinterließ ein Œuvre von über 15 – teilweise mit Preisen ausgezeichneten – Büchern, Hunderten von Aufsätzen und einer kaum noch überschaubaren Liste von Gastdozenturen, Vortragsreisen und öffentlichen Auftritten. Durch ihren Tod ist ihr Werk trotz der frühen Erfolge und ihrer schier unerschöpflichen Produktivität zwangsläufig unvollständig geblieben. Es bedarf einer genaueren Betrachtung ihrer Biographie und ihrer Arbeitsschwerpunkte der letzten Jahre, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was Helge Pross alles noch tun und schreiben wollte.
Eine Biographie, ebenso wie eine umfassende Würdigung ihres Werkes stehen weiterhin noch aus – daran ändert auch der jetzt vorliegende Versuch nichts, aus dem Siegener Nachlass eine erste Sichtung ihrer biographischen Spuren zu präsentieren.