Diese Arbeit betrachtet die „internen Abläufe“ von Währungsunionen aus der Perspektive von Asymmetrie, direkten Übertragungskanälen und mikroökonomischen Grundlagen, also wie die makroökonomischen Dynamiken von Preisen, Kosten und Produktion in einem Land diese Größen in anderen Ländern beeinflussen, gegeben dass diese Länder eine gemeinsame Währung und somit eine gemeinsame Geldpolitik haben.
Das erste Kapitel gibt eine Einführung in das Problem wirtschaftlicher Verbundenheit in Währungsunionen, also wenn der nominale Zinssatz für alle Mitgliedsländer gleich ist und keine nominalen Wechselkurse zur Verfügung stehen, um idiosynkratische Schocks auszugleichen. Dieses Problem kann mit Hilfe der (neukeynes‘schen) Phillipskurve beschrieben werden.
Kapitel 2 untersucht empirisch wie die gemeinsame Geldpolitik der EZB die Inflationsdynamiken in sechs Mitgliedsländern des Euro-Währungsgebietes beeinflusst. Schätzungen von Neuen Phillipskurven für diese Länder für drei Perioden der Stichprobe – Vorkrise, akute Krise und „Whatever-It-Takes“-Ära – zeigen den Einfluss der Krise und den der geldpolitischen Reaktion darauf auf die makroökonomischen Entwicklungen in Europa. Die Ergebnisse der Schätzungen variieren stark zwischen den einzelnen Ländern der Stichprobe und zeigen daher, dass es unangebracht ist, eine Währungsunion als einen großen, monolithischen Block zu betrachten anstatt als eine Gruppe von interagierenden Volkswirtschaften.
Kapitel 3 entwickelt ein theoretisches, neukeynes‘sches Modell einer Währungsunion zweier Länder und erweitert die bekannte neukeynes‘sche Phillipskurve und die Dynamische IS-Kurve um weitere Terme, um die Übertragungseffekte aus dem anderen Land darzustellen. Eine Simulationsstudie zeigt dann die Reaktionen von Preis- und Produktionsdynamiken der beiden Länder auf verschiedene, gemeinsame oder idiosynkratische Schocks. Wie aus der Literatur bekannt sind idiosynkratische Schocks für eine Währungsunion schwieriger zu handhaben als gemeinsame Schocks. Allerdings könnte es weniger schwierig sein, als bisher angenommen, da die direkten Übertragungseffekte eine gewisse Prozyklikalität bewirken und damit die Übertragungsasymmetrien verringern.
In Kapitel 4 wird das Modell nun anhand von Daten aus Europa – Deutschland und Frankreich – und den USA – Zensusregionen Nord-Ost und Süd – geschätzt. Das zentrale Ergebnis dabei ist, dass zumindest für Europa die üblichen Schätzgrößen für die Parameter des Modells reproduziert werden können, zusammen mit einer sehr plausiblen Schätzung für den Übertragungsparameter. Die Ergebnisse sind allerdings weniger überzeugend für die US-Zensusregionen und verstärken so den Eindruck dass die Natur der Europäische Währungsunion grundlegend verschieden von der US-Währungsunion ist.
Diese Dissertation bietet einen theoretischen und empirischen Rahmen um Wirtschaftspolitik zu diskutieren und debattieren, wenn der Kontext eine Währungsunion wie in Europa ist, also eine Gruppe hochgradig vernetzter nationaler Volkswirtschaften mit einer Vielzahl nominaler Rigiditäten.