In der vorliegenden Arbeit werden neuartige Silber(I)-halogenid-Thiometallat-Adduktverbindungen der Zusammensetzung (AgI) 2 Ag 3 MS 3 (M = As, Sb) bzw. (AgBr) 1,25 (Ag 2 S) 0,25
Ag 3 AsS 3 , sowie eine Reihe von quaternären Kupfer-Argyroditen der Zusammensetzung Cu 8-x MQ 6-x X und Cu 7-x M'Q 6-x X (M = Si, Ge; M' = P, As; Q = S, Se; X = Cl, Br, I; 0
Die Arbeiten an den Silber(I)-halogenid-Thiometallaten konzentrieren sich auf die Aufklärung der Kristallstrukturen, den Nachweis des Adduktcharakters und die elektrischen Eigenschaften, insbesondere die Silber-Ionenleitung.
Um eine exakte Beschreibung der Silberverteilung zu gewährleisten, wird die Auslenkung des Silbers mittels Tensoren höherer Ordnung (sog. nichtharmonische Verfeinerung) beschrieben. Auf Basis der Erkenntnisse aus Strukturuntersuchungen der Silber(I)-halogenid-Thiometallate im Temperaturbereich von 173 – 573 K und der Analyse der Leitfähigkeitsunterschiede (aus Impedanzmessungen) werden strukturelle Aspekte wie Bindungsstärken der mobilen Ionen zum Chalkogengerüst, Abstände von unterbesetzten Gitterpositionen und die Art und Zusammensetzung der bei den einzelnen Diffusionsschritten involvierten Anionenteilstruktur als leitfähigkeitsbestimmende Faktoren herausgearbeitet. Die Silber(I)-halogenid-
Thiometallate stellen ausnahmslos gemischte Leiter dar, wobei die ionische Leitfähigkeit gegenüber der elektrischen Leitfähigkeit dominiert. Der Transport von Silber erfolgt bevorzugt zweidimensional, parallel ausgezeichneter Strukturbausteine.
Raman- und IR-spektroskopische Untersuchungen belegen den Adduktcharakter der Silber(I)-halogenid-Thiometallate. Die Spektren werden durch die Banden der C 3v - bzw. C s -symmetrischen Thiometallat-Gruppen dominiert.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Arbeit, den Untersuchungen an Kupfer-Argyroditen, steht die Strukturaufklärung und Phasenanalyse bisher nur unzureichend charakterisierter Verbindungen. Die Argyrodite zeichnen sich durch ein starres Anionenteilgitter aus, das sich durch flächenverknüpfte, zentrierte Friauf-Polyeder beschreiben lässt. Anhand eines anschaulichen Modells wird die komplexe Kationenteilstruktur abgeleitet. Neben nichtmobilen Kationen der 14. und 15. Gruppe des Periodensystems, bestimmen die mobilen Kupfer-Ionen im wesentlichen die Kationenteilstruktur. Auf Basis der Kupfer-Ionenverteilung
der im gleichen Raumgruppentyp kristallisierenden Verbindungen wird eine Einteilung in vier verschiedene Typen diskutiert.
Aus jpdf-Analysen werden mögliche Diffusionswege von Kupfer in den Argyroditen
aufgezeigt und anhand effektiver Einteilchenpotentiale entlang dieser Diffusionswege die Diffusionsbarrieren bei Raumtemperatur bestimmt. Teilweise sehr niedrige Barrieren (