In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Aggregate von lithiumorganischen Verbindungen Festkörper-NMR-Spektroskopisch untersucht. Die Systeme wurden mit Hilfe von 6-Li-CP/MAS-NMR-, 13C-CP/MASNMR- und 29-Si-CP/MAS-NMR-Spektren charakterisiert. Das Augenmerk lag auf der Auswertung der 7-Li-MAS-NMR-Spektren, aus denen die Quadrupolparameter bestimmt wurden.
Es wurde empirisch ein linearer Zusammenhang zwischen der Quadrupolkopplungskonstante und dem in allen untersuchten Strukturen auftretenden C-Li-C-Winkel gefunden. Dieses Ergebnis stimmt mit Befunden für
Lithiumamide gut überein. Durch einfache Überlegungen zur Elektronegativiät der beteiligten Atome und durch ab-initio-Rechnungen konnte gezeigt werden, daß die absolute Größe der Quadrupolkopplungskonstante durch die Ladungstrennung zwischen dem Lithiumatom und dem jeweiligen Bindungspartner bestimmt wird. Da die Ladungsdifferenz zwischen Lithium und Stickstoff größer ist als die zwischen Lithium und Kohlenstoff, ist für die N-Li-Bindung ein betraglich größerer elektrischer Feldgradient und damit auch eine größere Quadrupolkopplungskonstante zu erwarten als für die C-Li-Bindung. Die Tatsache, daß beide Korrelationen eine identische Steigung aufweisen, kann auf rein geometrische Faktoren zurückgeführt werden.
Anhand alkylsubstituierter Phenyllithiumderivate konnte der Einfluß von elektronischen Effekten auf die C-Li-Bindung diskutiert werden. Für den Asymmetrieparameter der Quadrupolkopplung konnte ebenfalls ein systematischer Zusammenhang mit dem Strukturwinkel X-Li-X gemäß 1+cos(alpha) gefunden werden.
Als weitere aus den 7-Li-MAS-NMR-Spektren ermittelbaren Parametern ermöglichen die Anisotropie der chemischen Verschiebung und die dipolare Kopplungskonstante Aussagen über den periodischen Aufbau von Verbindungen im Kristallverbund.
Schließlich wurde erfolgreich der Versuch unternommen, durch ab-initio-Rechnungen an den gemessenen Aggregaten der lithiumorganischen Verbindungen die experimentell gefundenen Werte für die
Quadrupolparameter zu bestätigen.