Medienwissenschaften kommen als kritisch-theoretische oder soziologisch-empirische Untersuchung von Kommunikationstechnologie nicht umhin, mit natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Konzepten zu operieren. Welche Probleme solch disziplinäres Grenzgängertum mit sich bringen kann, zeigte die berüchtigte Sokal-Affäre, im Zuge derer der „elegante Unsinn“, der in der geisteswissenschaftlichen Postmoderne mit Rekursen auf Mathematik und Naturwissenschaften getrieben wird, ins kritische Scheinwerferlicht rückte.
Wie und wann beziehen sich Medienwissenschaftler auf Naturwissenschaften und was bedeutet das für eine Disziplin, deren Curricula keinerlei mathematische Ausbildung vorsehen?
Am Beispiel des Werkes Friedrich Kittlers diskutiert diese Arbeit, wie naturwissenschaftliche Rekurse in den Medienwissenschaften nicht nur wegen eines notwendig interdisziplinären Gegenstandes, sondern mit argumentativ-diskursiver Funktion, und damit zumindest potentiell missbräuchlich im Sinne Sokals, eingesetzt werden.