In der öffentlichen Debatte scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass in den Kindergärten männliche Erzieher als Vorbilder, vor allem für Jungen, benötigt werden. Doch wodurch werden sie zu Vorbildern? Diese Frage wird in der vorliegenden Arbeit aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive beantwortet.
Bei der Identitätsentwicklung brauchen Kinder Menschen, an denen sie sich orientieren können. Nicht nur ihre Eltern, sondern auch ErzieherInnen im Kindergarten werden für sie zu Vorbildern. Mädchen orientieren sich tendenziell eher an weiblichen Erzieherinnen und Jungen eher an männlichen Erziehern, denn wenn sie in den Kindergarten kommen, haben sie das Klassifikationsschema Geschlecht bereits verinnerlicht. Im Alltagsdenken ist Geschlecht sowohl eindeutig bestimmbar, als auch biologisch vorgegeben. Die Gesellschaft macht klare Vorgaben, welche Eigenschaften weiblich resp. männlich sind. Interessen und Neigungen, die aufgrund dieser gesellschaftlichen Vorstellungen nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität kompatibel zu sein scheinen, werden unterdrückt. Betrachtet man Geschlecht als etwas sozial Konstruiertes, lassen sich Geschlechtsstereotype aufdecken und überwinden. In dieser Sichtweise ist Geschlecht nicht etwas, das man hat, sondern etwas, das man tut. Davon ausgegangen, dass Geschlecht in Interaktion hergestellt und reproduziert wird, kommt der Institution Kindergarten eine bedeutende Rolle zu. Durch das bewusste Durchkreuzen von Rollenzuschreibungen können Fachkräfte den Kindern zeigen, dass Männlichkeit und Weiblichkeit vielmehr ist als das, was die gesellschaftlichen Vorstellungen suggerieren. Dadurch können sie es den Kindern ermöglichen, sich bei ihrer Entwicklung nicht von geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen einschränken zu lassen.