Das komparative Forschungsprojekt „Folter und Körperwissen“ untersucht die Wechselwirkungen zwischen Foltertechniken (als vollzogene Praktiken und als verfestigte Handlungsentwürfe) und Körperwissen (als Wissen über den Körper und als inkorporiertes Wissen). Dabei verbindet das Projekt körper-, gewalt- und wissenssoziologische Perspektiven. Empirisch liegt der Fokus auf drei Folterkomplexen: Folter durch US-Instanzen im Kalten Krieg und insbesondere dem sogenannten „Krieg gegen den Terror“, durch die Diktaturen in Argentinien und Chile sowie durch die Roten Khmer in Kambodscha.
Das Working Paper stellt neben der Konzeptualisierung, den Fragestellungen und Zielen des Projektes im zweiten Teil einige Diskussionspunkte aus der laufenden Projektarbeit vor. Theoretische gewaltsoziologische Fragen, die sich bei der Analyse von Folter als einer sozialen Interaktion ergeben, werden dabei unter dem Eindruck der Empirie beleuchtet: Die Spannungsverhältnisse zwischen Reziprozitätsannahmen und Othering sowie zwischen Selbstzweck und Instrumentalität von Foltergewalt und schließlich der asymmetrische Charakter von Foltersituationen und die Relevanz des oder der Dritten.