Ausgehend von Platonischen Texten wurde die Sokratische Methode von verschiedenen Pädagogen konzipiert und angewandt. Auch der Göttinger Philosoph Leonard Nelson hat diese Methode zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als eine wissenschaftliche sowie eine didaktische Methode im Kontext der neukantischen kritischen Philosophie konzipiert. Er hat sich einerseits mit der grundlegenden Frage der Möglichkeit des Lernens befasst, die in Form eines Paradoxons in Platons Menon erwähnt wurde. Hierzu behandelte er das Thema der Genese und Geltung der Erkenntnis in Anlehnung an die philosophischen Abhandlungen von I. Kant und J.F. Fries. Als der Philosoph des Hilbertprogramms hat Nelson andererseits die Grundlagen der Mathematik und Logik erforscht. Basierend auf diesen Untersuchungen stellte er die kritische Methode, die er von I. Kant und J.F. Fries übernommen hat, als eine wissenschaftliche Methode dar. Diese Methode fand er zum einen beim platonischen Sokrates als die Methode der Forschung und Lehre und zum anderen bei David Hilbert als die axiomatische Methode wieder. Aus diesem Grund benannte er die Methode sowohl nach Sokrates als auch als die Methode für das Lehren von Philosophie und Mathematik.
In der vorliegenden Arbeit wird die Sokratische Methode Nelsons speziell im Kontext der Mathematik vorgestellt und einer philosophischen Untersuchung unterzogen. Ausgehend von den beschriebenen Theorien der Methode und eigenen Erfahrungen des Unterrichts im Isfahan Haus der Mathematik wird zuletzt die Praxis der Sokratischen Methode im Mathematikunterricht diskutiert.