Im Rahmen der Dissertation wurde ein Mörtelsystem für die Restaurierung historischer
Kalkputze entwickelt. Die Literaturübersicht dieser Dissertation befaßt sich mit Ursachen für
Schäden an Putzen, dabei wird ausführlich auf herstellungsbedingte Fehler eingegangen und
chemische, physikalische und mikrobiologische Gründe für die Entstehung von Putzschäden
behandelt. Ausführlich werden mögliche Schäden durch ungeeignete Restaurierungsmörtel
behandelt, die z. B. Alkalisalze eintragen, aber auch Ettringit- und Thaumasitbildung durch
Reaktionen mit Sulfaten in historischen Mörtel verursachen können.
Ein bedeutender Teil der Dissertation widmet sich der Untersuchung von historischen Putzen
der Torhalle in Lorsch, der Einhardbasilika in Steinbach, des Magdeburger Domes und des
ehemaligen Zisterzienserklosters Heydau in Morschen. Die Eigenschaften dieser Putze werden
umfangreich nicht nur hinsichtlich ihrer Mörtelzusammensetzung und ihrer mechanischen
Eigenschaften, sondern auch ihrer hygrischen Eigenschaften (Wasseraufnahme, Wasserabgabe,
Wasserdampf-Diffusionswiderstand), ihrer Porenstruktur und Phasenausbildung geprüft.
Die gewonnenen Daten dienten zur Definition von Anforderungsprofilen für Restaurierungsmörtel,
die zum einen den historischen Bestand sichern (Haftmörtel, Hinterfüllmörtel), zum
anderen als Ersatzmörtel bei Fehlstellen dienen (Kalkputze) sollen. Die verschiedenen Mörtel
sollen die folgenden Aufgaben bei einer Restaurierung übernehmen:
- Haftmörtel sollen vor der Verfüllung hohlliegender Putzbereiche zu deren Randsicherung
und zum Wiederbefestigen lockerer Putzschollen dienen und mechanisch wieder leicht entfernbar
sein, ohne die Altsubstanz zu schädigen.
- Hinterfüllmörtel dienen zum Verfüllen hohlliegender Putzpartien, die im Anschluß an die
Maßnahme wieder einen ausreichenden und dauerhaften Verbund mit dem Untergrund
aufweisen sollen. Sie können drucklos mit Spritzen eingebracht werden und müssen ein
gutes Penetrationsvermögen aufweisen, damit alle Hohlräume sicher gefüllt werden.
- Kalkputze entweder auf Basis von Sandkalk (mit feuchtem Sand trocken gelöschter
Branntstückkalk) oder auf Basis handelsüblichen Weißkalkhydrates (WKH) sollen, möglichst
exakt den historischen Vorbildern nachgestellt, als Ersatz für abgängigen historischen
Putz eingesetzt werden.