Nach einer ausgiebigen Darstellung verschiedener Modellansätze von Empathie sowie der Empathie in der Psychotherapie wird ein eigener Ansatz zur Empathie entwickelt.
In einem weiteren Kapitel wird die Situation der Kinder psychisch kranker Eltern ausführlich erörtert. Dabei wird zunächst ein Überblick zum derzeitigen Forschungsstand gegeben, um anschließend einerseits psychosoziale Belastungsfaktoren und andererseits protektive und kompensierende Faktoren aus der Perspektive der Familie, der Eltern und der Kinder darzustellen. Nach einem Überblick über verschiedene Definitionsansätze und Klassifikationen psychischer Krankheiten werden epidemiologische Daten aufgeführt.
Im Anschluss werden Hilfsangebote für Kinder psychisch kranker Eltern vorgestellt, die im Rahmen der Psychiatrie, der Jugendhilfe, der Psychotherapie sowie Kind-orientierter Modellprojekte angeboten werden. In diesem Zusammenhang werden Probleme bei der Entwicklung und Inanspruchnahme der Hilfsangebote zunächst aus der Perspektive der Institutionen und anschließend aus Sicht der Betroffenen beschrieben.
Abschließend wird eine empirische Untersuchung zur Empathie bei Kindern psychisch kranker Eltern dargestellt. Nach einer Beschreibung der Forschungsstrategie, der Untersuchungsgruppen, der angewendeten Testmaterialien und der Durchführung der Untersuchung werden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Dabei muss die Grundhypothese genereller Empathie-Unterschiede zwischen Kindern psychisch kranker Eltern und ihren durchschnittlich entwickelten Altersgenossen verworfen werden. Allerdings werden signifikante Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe im Rahmen der Child Behavior Checklist (CBCL) deutlich, und zwar sowohl innerhalb der Syndrom- als auch der Ressourcenskala. Auch bei einzelnen Symptomen wie Alpträumen und Phobien sind die Kinder psychisch kranker Eltern signifikant stärker belastet als die Kinder der Kontrollgruppe. Ähnliches gilt für Ängste, die bei Kindern in weit höherem Maße auftreten, wenn ihre Mütter eine Angstsymptomatik zeigen. Ein weiteres aufschlussreiches Ergebnis betrifft das Bindungsverhalten. Kinder der Kontrollgruppe können fünf Mal häufiger auf eine sichere Bindungsbeziehung zurückgreifen. Der vorherrschende Kommunikationsstil in den Familien zeigt ebenfalls Auswirkungen auf die Empathiefähigkeit. Interessante Erkenntnisse liefern auch einige Fragen, die sowohl von den Fachkräften als auch den Eltern beantwortet wurden. Hier kommt es zu ähnlichen Einschätzungen bei extrovertierten Verhaltensweisen der Kinder, bei Fragen nach introvertiertem Verhalten hingegen treten signifikante Unterschiede auf. Die Antworten geben Aufschluss darüber, wie wenig adäquat Kinder mit introvertiertem Verhalten mitunter wahrgenommen werden.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Kinder psychisch kranker Eltern in ihrer individuellen Entwicklung gefährdeter sind als Kinder aus stabilen Elternhäusern. Dieser Aspekt muss bei der Entwicklung von Hilfsangeboten genauso berücksichtigt werden wie die Einbeziehung verschiedener Segmente der Empathie, wie etwa der Bindungs- und Kommunikationskompetenz.