Unser Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage, ob Bilder bzw. Vorstellungen bezüglich der kriminellen Frau Eingang in die regionale journalistische Berichterstattung sowie die gefängnisinternen Darstellungsweisen in Nordrhein-Westfalen fanden.
Bilder der kriminellen Frau begleiten seit dem 19. Jahrhundert den Kriminalitätsdiskurs und können als Ausdruck der kulturellen Geschlechtervorstellungen ihrer Zeit betrachtet werden. So wird auch heute noch in der Kriminologie der Begriff Männerkriminalität nicht verwendet, wohl aber der der Frauenkriminalität, wodurch straffällig gewordene Frauen zur Abweichung von der Abweichung ausgewiesen werden. Um das Phänomen Frauenkriminalität hinreichend erklären zu können, werden zunächst die in der Wortkomposition enthaltenen Kategorien Geschlecht und Kriminalität beleuchtet. Hierbei liegt der Fokus auf einer kritischen Betrachtung der Relation der beiden Kategorien zueinander: Weshalb wird Kriminalität in der Öffentlichkeit dem Mann zugeordnet? Gibt es in der Rechtsprechung Hinweise auf unterschiedliche Verurteilungsmaßstäbe in Bezug auf Männer und Frauen? Inwiefern lassen sich in der gegenwärtigen wissenschaftlichen Literatur hinsichtlich straffällig gewordener Frauen Ansätze der durch die positivistische Schule geprägten Annahme einer mystifizierten und dämonisierten Weiblichkeit finden? Diese und ähnliche Fragen begleiten unsere diskursanalytische Aufarbeitung der Geschichte von Bildern der kriminellen Frau.
Für unsere kulturhistorische Forschungsarbeit beziehen wir uns auf Quellenmaterial aus dem 20. Jahrhundert in ausgewählten Archiven Südwestfalens sowie dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Durch eine qualitative Inhaltsanalyse werden exemplarisch ausgewählte Zeitungsartikel sowie Personal-und Generalakten hinsichtlich unserer Fragestellung und Hypothesen untersucht. Im Fokus unserer Forschung steht die Frage, inwiefern sich die Interdependenz der Kategorien Geschlecht und Kriminalität auf Normalitätsvorstellungen auswirkt.