Der Rheinisch - Westfälische (Handels- und) Gewerbeverein wurde im Winter
1847/48 gegründet und lässt sich als Interessenverband von Industrieunternehmern
aus den Provinzen Rheinland und Westfalen charakterisieren.
Anhand der Organisationsgeschichte des Vereins und durch das Aufzeigen der
Interessen, die seine Mitglieder in der Öffentlichkeit zu popularisieren und in der
Politik durchzusetzen versuchten, wird seine Rolle in Bezug auf die deutsche
Industrialisierung dargestellt.
Dabei wird das Schlagwort „Schutz der nationalen Arbeit“ analysiert. Es beinhaltet
das Streben der schutzzöllnerischen Industriellen nach Schutz des Binnenmarktes
und Industrialisierung, die ihrer Auffassung nach nur durch einen zollgeschützten
Binnenmarkt erreicht werden konnte. Die soziale Frage sollte dabei durch die
Industrialisierung und die Schaffung eines modernisierten Produktionssystems gelöst
werden. Die Idee des Binnenmarktsschutzes mündete schließlich in einem immer
stärker werdenden Nationalismus. Der „Schutz der nationalen Arbeit“ verdeutlicht
also in besonderer Weise die Zielvorstellung des deutschen Wirtschaftsbürgertums.
Die Ansichten sowie die Art und Weise der organisatorischen Tätigkeiten des
Rheinisch- Westfälischen (Handels- und) Gewerbevereins wandelten sich mit der
jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung. Mit der wirtschaftlichen Notlage nahmen
seine Tätigkeiten und Meinungsäußerungen zu, bei gegenläufigen Entwicklungen
oder guter konjunktureller Lage gingen seine Aktivitäten zurück.
Das Wirtschaftsbürgertum wird hier nicht unter dem normativen Aspekt der
Modernisierung interpretiert, vielmehr wird sein Handeln wird als spezifische
Reaktion auf eine bestimmte historische Situation gedeutet, in der es dem
Wirtschaftsbürgertum weniger um die Durchsetzung der Moderne als um das
wirtschaftliche Überleben und den wirtschaftlichen Erfolg ging.