Das Leben von Schriftsteller*innen ist in vielerlei Hinsicht ein unsicheres, denn z. B. die finanzielle Sicherheit hängt maßgeblich vom Erfolg beim breiten Publikum ab. Diesen bilden Bestsellerlisten ab; sie geben Auskunft darüber, welche Bücher sich gut verkaufen lassen, aber sagen noch nichts aus über die Qualität der Literatur. Bücher, die darüber hinaus im kulturellen Bewusstsein bestehen, zählt man gemeinhin zum literarischen Kanon, der nicht unumstritten ist. Der vorliegende Essay geht der Frage nach, in welcher Beziehung Literaturarchive und literarische Museen wie das Deutsche Literaturarchiv und das Literaturmuseum der Moderne in Marbach zu einander stehen und wie sie zur Sichtbarkeit von Autor*innen und Texten beitragen können. Die Ausstellungspraktiken und -entscheidungen der Museen reagieren auf den literarischen Kanon, bestimmen ihn mit und fordern ihn heraus. Dabei werden auch neue Wege der Präsentation eingeschlagen, die Literatur noch einmal materiell aufbereiten und erfahrbar machen. Einerseits dockt der Essay damit an aktuelle Debatten zum literarischen Kanon an, andererseits soll aufgezeigt werden, wie Literaturarchive und -museen den bestehenden Kanon für neue Stimmen und Texte öffnen können.