Während der Herrschaftszeit Heinrichs V. wurden die Voraussetzungen für die Neujustierung der christlich-islamischen Mächtekonstellation geschaffen. Hierzu gehört die Entstehung des neuartigen Instituts der geistlichen Ritterorden, die einerseits für das militärische Überleben der Kreuzfahrerherrschaften von entscheidender Bedeutung war, andererseits aber eine neue Form christlichen Ordenslebens begründete, deren Einfluss auf die sich herausbildende ritterliche Kultur kaum zu überschätzen ist. Die Kreuzzüge wirkten als ein wesentlicher Stimulus für das ritterliche Ethos: Ab dem hohen Mittelalter waren Angehörige des niederen wie des hohen Adels, einschließlich der europäischen Monarchen, Angehörige einer kämpfenden militia Christi. Mit dieser Eingliederung der Herrscher in eine zumindest partiell egalitäre Adelsgesellschaft war eine Relativierung des exklusiven Gottesgnadentums der Könige und Kaiser verbunden, was wiederum auf die Neubestimmung des Verhältnisses von regnum und sacerdotium verweist, die sich während der Herrschaft der Salier vollzog. Dieser Entwicklung stand die zeitgleiche Entstehung der Bewegung der Almohaden gegenüber, die zu einer religiösen Neubesinnung auf islamischer Seite führte, die in der Levante mit Nur ad-Din und den Ayyubiden verbunden war. Die Kreuzzüge und die damit verbundene ritterliche Kultur waren wesentliche Elemente der europäischen politischen Kultur des späteren Mittelalters.
Titelaufnahme
- TitelDie islamische Welt und das christliche Europa zur Zeit Heinrichs V. : Machtverschiebungen und institutionelle Neuansätze
- Verfasser
- Erschienen
- ProvenienzDie Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Böhlau Verlag GmbH & Co.KG.
- SpracheDeutsch
- Bibl. ReferenzLubich, Gerhard (Hrsg.): Heinrich V. in seiner Zeit : Herrschen in einem europäischen Reich des Hochmittelalters. Wien [u.a.] : Böhlau, 2013, S. 289-299. (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters ; 34), ISBN 978-3-412-21010-6, http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-21010-6.html
- DokumenttypAufsatz in einem Sammelwerk
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The institutional foundations for a readjustment of the relationship between Islamic and Christian powers were laid during the reign of Emperor Henry V. With the emergence of the Christian military orders, a completely new form of monastic life came into being. They were indispensable for the military survival of the crusader states; on the other hand, this new form of religious life had momentous consequences for the emergence of chivalry. The crusades provided a powerful stimulus for the development of a chivalric ethos: From the high Middle Ages onwards, members both of the lower and of the higher nobility, including ruling monarchs, saw themselves as belonging to a fighting community, a militia Christi. The absorption of rulers into a partly egalitarian aristocratic culture tended to diminish the divine right of kings and emperors, which was linked to the changing interrelationship of regnum and sacerdotium during the reign of the Salian dynasty. On the Islamic side, this change was matched by a religious revival associated with the movement of the Almohads, and later by Nur ad-Din and the Ayyubids. Crusades and chivalric culture, which were stimulated decisively by developments taking place in this period, turned out to be characteristic elements of European political culture during the later medieval period.
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