Hintergrund: Viele psychiatrische Klinken bieten Trainingsprogramme für Mitarbeiter zum Management drohender Patientenübergriffe an. Über die Effektivität dieser Programme ist bisher wenig bekannt. Methode: Eine systematische Literaturübersicht aller publizierten und auch der verfügbaren "grauen" Literatur zur Evaluation von Aggressionsmanagement-Programmen wurde durchgeführt. Die Studien wurden hinsichtlich der folgenden Ergebnisindikatoren ausgewertet: Anzahl der Gewaltvorfälle, Arbeitsausfälle, Verletzungen, Zwangsmaßnahmen, Wissen, Zuversicht in die eigenen Fertigkeiten sowie die Fertigkeiten selbst. Ergebnisse: Es wurden 48 Studien gefunden, die zwischen 1976 und 2005 veröffentlicht wurden. Die meisten Studien stammen aus dem psychiatrischen Bereich, einige andere aus der Arbeit mit intelligenzgeminderten Menschen und aus der Notfall-Medizin. Die Inhalte der Trainings waren überwiegend Kombinationen aus Deeskalation und körperlichen (Abwehr-)Techniken. Ausschließliche Deeskalationstrainings oder Körpertechniken-Trainings wurden nur selten evaluiert. Bis heute wurde nur eine randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt, die meisten Studiendesigns bestanden aus Kontrollgruppen- oder Vorher/Nachher-Konstellationen. Unabhängig von Setting und Studiendesign zeigten die meisten Studien nach den Trainingsprogrammen einen deutlichen Zugewinn an Wissen und Zuversicht, schwierige Situationen bewältigen zu können. Weniger klar waren die Resultate hinsichtlich der Anzahl der Vorfälle, Verletzungen etc. Verschiedene Studien fanden weniger Vorfälle und Folgen, andere hingegen fanden gleichbleibende oder sogar ansteigende Tendenzen. Diskussion: Der Befund, dass Trainingsprogramme mehr Wissen und Zuversicht bewirken, ist ein Wert für sich und sollte Anlass genug sein, solche Trainingsprogramme durchzuführen. Das unklare Ergebnis bezüglich der Vorfallszahlen könnte mit verschiedenen methodischen Problemen zusammenhängen. Möglicherweise steigt während solcher Interventionen die Sensibilität und Aufmerksamkeit gegenüber Aggression im Allgemeinen, so dass mehr Vorfälle berichtet werden.