Im Sommer 2017 entbrannte an der Alice Salomon Hochschule Berlin ein Streit um Eugen Gomringers Gedicht avenidas, der sich zu einer bundesweiten Debatte über Kunstfreiheit und Sexismus ausweitete. Studierende hatten die Entfernung des Textes von der Fassade der Hochschule gefordert: Das Gedicht reproduziere nach Ansicht der Studierenden eine patriarchale Kunsttradition und rufe Erinnerungen an sexuelle Belästigung wach. Der Entschluss der Hochschule, dieser Forderung nachzukommen, löste eine gesellschaftliche Kontroverse aus. Dieser Beitrag untersucht die Debatte um avenidas aus affekttheoretischer Perspektive. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche emotionalen Rhetoriken von den verschiedenen Parteien verwendet werden und wie diese zur Konstruktion diskursiver Gruppen in der Kontroverse beitragen.