Die ikonographische Überlieferung des Proserpina-Raubes in der frühen Neuzeit setzt 1497 mit der venezianischen Metamorphosen-Übersetzung Giovanni di Bonsignoris ein. Hier etabliert sich eine simultane Darstellung, die auf der Antikenrezeption fußt und bis ins 18. Jahrhundert prägend sein wird. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts verteilt sich die Erzählung auf bis zu acht Illustrationen. Für die mythologische Verbrämung, die für erotische Darstellungen unumgänglich ist, werden mythographische und ikonologische Handbücher zunehmend wichtig. Sie beliefern Künstler und Auftraggeber mit Details, die oft die einzige Möglichkeit zur Identifizierung des Bildthemas sind. Im 17. Jahrhun- dert äußert sich eine verstärkte Claudianus-Rezeption in der Wahl der Nebenfiguren und der erotisierenden Tendenz. Als göttliches Liebespaar sind Pluto-Proserpina- Gruppen in Barockgärten fester Bestandteil naturallegorischer Zyklen. Im 18. und 19. Jahrhundert erfreuen sie sich großer Beliebtheit auf Bildteppichen.