Mit ihrer im Geist von Aufklärung und Pietismus 1753 begründeten, noch heute fortgeführten Lehrerbibliothek besaß das Ratsgymnasium, die älteste höhere Schule in Bielefeld, bis in die Weimarer Zeit die umfangreichste Literatursammlung in Ostwestfalens größter Stadt, der Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft Ravensberg. Einhergehend mit der kommunalen und staatlichen Modernisierung in Preußen gelang ab 1815 ein systematischer, auf jährliche Einkünfte gestützter Bibliotheksaufbau. Dazu kamen Buchgeschenke, auch regelmäßige aus Bielefelder Verlagsproduktion, sowie 1863 die mit einem beträchtlichen Geldvermächtnis verbundene 7.000-bändige Gelehrtenbibliothek des Bonner Historikers Johann Wilhelm Loebell. Die Darstellung verfolgt die Entwicklung der Schulbibliothek bis zur Zäsur von 1945. Hierbei betrachtet sie die bibliothekarischen Aktivitäten der Lehrer, von Bürgern und Behörden im Kontext der jeweiligen politischen und pädagogischen Zeitströmungen, wie sie sich im Literaturerwerb und zuletzt bei Aussonderungen während der NS-Zeit dokumentieren.