Die Frage nach einer expliziten Medizinethik in Jaspers’ Gesamtwerk steht im Zentrum der Studie. Die Tatsache, dass er in seinem Gesamtwerk keinen systematischen medizinethischen Traktat verfasst hat, gleichwohl sich Texte mit medizinethischem Charakter finden, berechtigt zum Arbeitsauftrag der Untersuchung. Methode: die in Jaspers’ Werk zur Ethik und Medizin verstreuten Aussagen mit medizinethischer Relevanz werden quellenanalytisch erhoben und vor dem Hintergrund seiner Philosophie analysiert. Inhalt: eine Medizinethik Jaspers’ ist nicht identisch mit einer Gesetzesethik, die vom Arzt die Befolgung klar definierter ethischer Gesetze fordert. Vielmehr haben seine allgemein formulierten medizinethischen Gedanken appellativen Charakter mit einem wissenschaftstheoretischen und einen philosophischen Ausgangspunkt. Das Bindeglied zwischen den beiden medizinethischen Ansätzen bildet das Ethos der Humanität.