Die Theatergruppen der Kolpingsfamilien eignen sich gut für eine Untersuchung zur Geschichte des Amateurtheaters, da schon am Ende des 19. Jahrhunderts eine rege Theaterarbeit in den Vereinen vorhanden war. Das Repertoire bestand bis 1918 hauptsächlich aus biblisch-religiösen Theaterstücken. Zwischen den beiden Weltkriegen kam es zu einer Umorientierung: es sollte kulturell und pädagogisch anspruchsvolleres Theater gefördert werden. Die auffälligsten Entwicklungen im Repertoire der Kolpingsfamilien zeigten sich jedoch nach 1945 in der intensiven Hinwendung zum Mundarttheater. Begleitet wurde dieser Prozess von einer Protektion durch Institutionen, die die niederdeutsche Sprache förderten. Hinzu kam, dass die Auswahl der Theaterstücke durch die allgemeine Inszenierung von „Heimatstereotypen“ in den Medien beeinflusst wurde. Als Motivationsgründe bei der Wahl der Theaterstücke spielen somit Aspekte der Heimatbewegung sowie regionaler Identität und der Wunsch nach Mundarterhaltung eine Rolle.