Auf der Basis der Ergebnisse qualitativer Untersuchungen wird in dieser Studie die quantitative Verteilung von Schülervorstellungen zu verschiedenen Aspekten der Evolution untersucht. Ziel ist es, die Vorstellungen zu identifi zieren, mit denen vorrangig im Unterricht gerechnet werden muss. Dies soll dem Lehrer bei der Planung eines Unterrichts, der Schülervorstellungen berücksichtigt, helfen, passende Instruktionen zur Bewältigung von Problemen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind, vorzubereiten. 100 Schüler (10. Klasse), die noch keinen Evolutionsunterricht erhalten hatten, sowie 206 Kursteilnehmer (11. / 12. Klasse), die bereits Evolution im Unterricht behandelt hatten, bearbeiteten einen Fragebogen. Die Schüler aller Klassenstufen stimmten im großen Umfang (71-81 %) finalen Auffassungen in geschlossenen Aufgaben zu und drückten entsprechende Vorstellungen in offenen Aufgaben relativ oft (46-53 %) aus. Anthropomorphe Vorstellungen nahmen mit zunehmendem Alter der Schüler ab (31 ➞ 17 %). Zwischen 33 % (10. Klasse) und 25 % (11. / 12. Klasse) der Schüler stellten sich vor, dass Evolution wegen einer persönlichen Notwendigkeit geschieht. 44 % (10. Klasse) und 30 % (11./ 12. Klasse) der Schüler konnten sich nicht vorstellen, dass Mäuse in der 21. Generation einen Schwanz mit normaler Länge besitzen würden, wenn man den Vorfahren diesen über 20 Generationen abschneidet. Es wurde deutlich, dass lamarckistische Auffassungen ein wissenschaftliches Verständnis behindern. Die Untersuchung zeigt, dass finale, anthropomorphe und lamarckistische Vorstellungen prominent in allen Klassen auftreten.