Die Zusammenführung der einzelnen madagassischen Gesellschaften zu einer „Prä-Nation“ fand 1896 durch die franz. Annexion Madagaskars ein Ende. Die Gesellschaften, in denen die Familie, ihre Ahnen, das Land der Ahnen sowie die kosmologischen Beziehungen den räumlich begrenzten identitären Horizont bildeten, instrumentalisierte die Kolonialmacht durch ihre politique des races. Ethnisierung wurde zum Instrument einer divide et impera-Politik. Das Ergebnis war der Abbruch einer Entwicklung zu nationaler Kohärenz und Identität sowie die Fixierung gesellschaftlicher Fragmentierung. In fünf Jahrzehnten der Unabhängigkeit hat es der madagassische Staat nicht vermocht, die identitäre Diversität in eine nationale Identität zu überführen. Politische Interessen instrumentalisieren dagegen die Ethnizität, so dass das identitäre Bewusstsein von der Gesellschaftszugehörigkeit, vom Familien- und Ahnenbezug sowie den damit verknüpften kosmologischen Konzeptionen bestimmt und räumlich begrenzt wird.