Neben Phonetik und Grammatik hat J. H. Greenberg in den 60er Jahren auch für einen Teilbereich des Lexikons, i.e. für die Verwandtschaftsterminologie (kinship linguistics) einige Universalien und Markiertheitsrelationen postuliert, die bis dato kaum in Frage gestellt, geschweige denn systematisch überprüft wurden. Bei der Kategorisierung von Verwandtschaftsausdrücken in den Sprachen der Welt werden oft ähnliche Strategien und Prinzipien angewendet, die zu ähnlichen Strukturen in den Verwandtschaftssystemen führen. Jedoch gehen Greenbergs Hypothesen weit über diese Annahmen hinaus und scheinen nicht die tatsächliche Vielfalt aller Sprachen zu berücksichtigen. In der vorliegenden Arbeit wird anhand von weiteren Sprachdaten sowohl der absolute Status dieser Universalien als auch die Übertragbarkeit des Markiertheitskonzeptes auf die Verwandtschaftsterminologie diskutiert und grundlegend hinterfragt. Dabei werden sprachliche Strukturen vorgestellt, die Greenberg selbst so nicht vermutete.