Gründungen in der spätberuflichen Lebensphase rücken zunehmend in den Fokus, wie sich in aktuellen Studien zeigt. Hierbei stehen vor allem sozial-, wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Interessen im Vordergrund. Bisher vernachlässigt wurde eine Perspektive, die Gründungen 45 plus als biografische Handlungsprojekte in den Blick nimmt. Eine solche Perspektive gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussion um Entrepreneurial Diversity an Bedeutung. So stellt sich die Frage, wie unterschiedlich sich Gründungen in verschiedenen Lebensphasen ausgestalten und welche gemeinsamen Orientierungsrahmen sich für spätberufliche Gründer auftun. Diesen Fragen geht die qualitativ rekonstruktive Forschungsarbeit nach. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Berufs- und Lebenserfahrungen als zentrales Charakteristikum des Handelns spätberuflicher Gründer kontextabhängig zu betrachten ist. Im laufenden Gründungsprozesses häufig von Vorteil erachtet, kann sie in der Übergangsphase in die berufliche Selbstständigkeit hinderlich sein.