Diese Arbeit untersucht die historischen Entwicklungen, die dazu führten, dass die Vererbungsthese der Schizophrenie heute bejaht werden kann. Auf Basis einer Literaturrecherche wird der jeweilige zeitgenössische Forschungsstand (1890-1945, 1946-1970) skizziert. Daraus werden in der Langzeitperspektive unter Einbeziehung von historischen und politischen Einflüssen wichtige Entwicklungslinien zur Genetik der Schizophrenie von der Entstehung des Krankheitsbegriffs bis in die 1970er Jahre nachgezeichnet. Der historische Vergleich zeigt, dass die Vererbungsthese der Schizophrenie heute auf einer breiteren, kritischer rezipierten wissenschaftlichen Grundlage fußt, wenngleich eine lückenlose Aufklärung der Mechanismen aussteht. Viele historische Erkenntnisse sind heute noch relevant, gleichzeitig haben andere im Lauf der Zeit eine Umdeutung erfahren oder wurden als Irrwege entlarvt. Eine zurückhaltende Rezeption der prosperierenden genetischen Schizophrenieforschung erscheint daher sinnvoll.