Kreativität wird in der Spätmoderne zur Ware. Sie unterliegt den neoliberalen Anforderungen von Innovation, Optimierung und Selbstverantwortlichkeit. Der Vortrag untersucht aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive das neoliberale „Kreativitätsdispositiv“, wie es von Andreas Reckwitz (2012, 2013, 2016) diagnostiziert wird. Er erweitert Reckwitz‘ soziologische Ausführungen um eine geschlechter- und politiktheoretische Perspektivierung, die die Verschränkung von Neoliberalismus, Individualismus und „gouvernementaler Prekarisierung“ (Isabell Lorey) in den Blick nimmt. Dabei wirft der Vortrag auch die Frage auf, ob Kreativität im Spätkapitalismus jenseits eines neoliberalen Optimierungs- und Innovationsimperativs auch emanzipativ-subversive Praktiken hervorbringen kann. Denn dort „wo es Macht gibt, gibt es Widerstand“, schreibt Michel Foucault in „Der Wille zum Wissen“ (1983). In diesem Sinne geht der Vortrag auch auf die Spurensuche nach den widerständigen Potentialen des Kreativen.