Hier lesen wir ein eindrucksvolles Werk, das – entgegen seinem neckischen Untertitel – überhaupt nicht fragmentarisch daherkommt, sondern mit entschlossener Theorieabsicht zupackt. Dieser Entwurf kann für sich bestehen, als Konzeption eines disziplinübergreifenden und praxisorientierten Fachs zum Sexualitätsfeld. Alle derart gegenstandsbezogenen Ansätze hängen indessen wissenschaftstheoretisch in der Luft, sie sind nicht grundlagenwissenschaftlich geerdet. Selbst so etablierte Fächer wie die Soziale Arbeit oder die Kriminologie leiden an diesem kaum heilbaren Mangel. Sie betrachten und analysieren ihr Objekt, aber von welchem Standort aus und mit welcher Optik? Daher sei hier gefragt, ob Sigusch seiner Sexualtheorie eine feste (statt eklektische) Grundlage beschaffen kann. Und inwieweit berührt er die Soziologie?