Die Anlage der breit angelegten Untersuchung von Kurt Imhof zur Krise bzw. zum neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit ist nicht zuletzt aus mediensoziologischer Sicht zu begrüßen: Genuin soziologische, d.h. in fundierte Gesellschaftsanalysen eingebettete Untersuchungen des Mediensystems in Beziehung zu anderen gesellschaftlichen Bereichen sind eher rar. Nur auf diesem Wege können jedoch die meist kurzatmigen und oberflächlichen Medienkritiken vertieft begründet werden. Das vorliegende Werk hat hier einiges zu bieten, wenn auch in eher schwer verdaulicher Form: Es bleibt abzuwarten, wie viele Leser sich in unserem beschleunigten Wissenschaftsbetrieb bereitfinden, einem derart speziellen und anspruchsvollen Jargon zu folgen, wie er in diesem Buch gepflegt wird. Das überaus scharfe Profil der kritischen Analysen gesellschaftlicher Entwicklungen und des neuen Strukturwandels der Öffentlichkeit ist eine weitere Besonderheit des Buches. Die folgenden, im Hinblick auf das weit ausgreifende Werk höchst selektiven Bemerkungen diskutieren in einem allgemeinen methodologischen Rahmen sowie vornehmlich aus medienanalytischer Sicht mögliche Folgen funktionaler Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft: Sie kommen als Probleme normativ angelegter Gesellschaftsanalysen in den Blick (2). Dieser Problemzusammenhang wird im Hinblick auf Deliberation, Öffentlichkeitsbeteiligung, Integration bzw. Inklusion und Legitimationsanforderungen am Beispiel »Schlichtung Stuttgart 21« konkret erörtert (3). Ob man, wie im vorliegenden Band, »Kommunikation und Medien als Faktoren des sozialen Wandels« ohne Berücksichtigung neuer internetgestützter Formen der Kommunikation untersuchen kann, welche Bedeutung mithin die rasch fortschreitende Differenzierung des Mediensystems hat, wird in einem weiteren Abschnitt diskutiert (4).