Der Theorie/Praxis-Bias in der deutschsprachigen Sozialtheorie wurde durch die sogenannte empirisch-interpretative Wende zwar erfolgreich in Frage gestellt, allerdings selten auf die Frage soziologischen Erklärens ausgedehnt. Der Beitrag schlägt einen »methodologischen Experimentalismus« in Anlehnung an die Forschungstheorie John Deweys vor. Dabei wird zunächst die Unterschätzung des experimentellen Charakters in der Pragmatismus-Rezeption problematisiert. Anschließend wird das operationale Herstellungsverfahren soziologischen Erklärens anhand ausgewählter Beispiele aus den französisch/britischen Science and Technology Studies und der Akteur-Netzwerk-Theorie demonstriert. Daraus folgende Erkenntnis bedeutet dann eine Unterbrechung und Neuorientierung der Forschererfahrung. Ein derart »soziologisierter« Dewey hat Konsequenzen für ein theoriegeleitetes soziologisches Erklären: Theorie wird demzufolge nicht als feste, sondern als explorative Größe innerhalb der wechselseitigen Überprüfung von Analyse und Methode einsetz- und modifizierbar.