Hat die Soziologie tatsächlich eine »vitale Streitkultur«, wie ihr etwa von Georg Kneer und Stephan Moebius attestiert wird? Die multiparadigmatische Theorienlandschaft wird oft mit der Konkurrenz auf wirtschaftlichen Märkten verglichen – was stimmt, aber anders, als es gemeint ist. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Unternehmen bemüht sind, der Konkurrenz untereinander möglichst auszuweichen, und dies vor allem durch Markenbildung tun. Genau das Gleiche lässt sich für die Theorienkonkurrenz der Soziologie aufzeigen; und so wie sich die Unternehmen den postulierten positiven Effekten der Marktkonkurrenz subversiv entziehen, dürfte auch die Streitkultur der Soziologie nicht viel zu einem kumulativen Erkenntnisfortschritt beitragen.