Uwe Schimanks Intention, makrosoziale Strukturdimensionen konzeptionell zu integrieren, ist grundsätzlich zu begrüßen. Schon in den 1990er-Jahren haben er und der Autor der vorliegenden Zeilen auf die Notwendigkeit der Kombination von Differenzierungsund Ungleichheitstheorie hingewiesen (Schimank 1998; Schwinn 1998; 2004; 2007). Von Seiten differenzierungstheoretisch Interessierter hat dies einige Anstrengungen ausgelöst, nach Brücken zu suchen (vgl. etwa jüngst Itschert 2013; Schwinn 2013/14). Bei den Ungleichheitsforschern ist dieser Aufruf weitgehend wirkungslos verhallt. So fehlt in dem für die Ungleichheitsdiskussion repräsentativen Sammelband von Solga et al. (2009) jeglicher Bezug auf die Debatte (vgl. jedoch Rössel 2011). Nun gehört Theoriebildung nicht zu den besonderen Stärken der Ungleichheitsforschung der letzten Jahrzehnte. Sie hat sich auf empirisch immer ausgefeiltere Methoden konzentriert, die viele durchaus interessante Detailerkenntnisse zu Tage gefördert haben. Zugleich vermittelt diese Forschung aber auch den Eindruck, dass der Erkenntnismehrwert eher abnimmt. Auf der anderen Seite hat die Differenzierungstheorie keine nennenswerte empirische Forschung hervorgebracht. Da die Dynamik der Ungleichheitsforschung sich vor allem aus widersprüchlichen und kontroversen empirischen Ergebnissen ergibt, fehlen auf Seiten der Differenzierungstheorie gleichsam handfeste empirische Ergebnisse, die die Ungleichheitsforscher veranlassen könnten, aktiv zu werden.